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Donnerstag, 26. September 2013

Au revoir, les enfants ~ Auf Wiedersehen, Kinder



Von diesem Film habe ich zum ersten Mal gehört, als ich las, wie Quentin Tarantinos Freundin ins Kino wollte und ihm den Titel des Filmes nannte. Tarantino - wenig bewandert mit französischer Cineastenkost - verstand statt "Au revoir les enfants" "Reservoir Dogs", und der Rest ist Geschichte...

Etwas zu dem Film zu schreiben, ist nicht ganz einfach. Der Regisseur Louis Malle arbeitet damit eine Kindheitserinnerung bzw. ein Trauma auf, das er ähnlich erlebt hat, und das im Rückblick erstaunlich distanziert aus der Sicht eines Zwölfjährigen. Trotzdem brach er bei der Premiere des Films 1987 in Tränen aus.

Handlung: Im Jahr 1943 wird der Jude Jean Kippelstein unter dem Namen Bonnet auf einem katholischen Jungeninternat versteckt. Seine wahre Identität wird erst spät von dem aufgeweckten Julien Quentin entdeckt, doch schon lange vorher erregt der fremde, verschlossene Junge Juliens Neugier. Sehr zögerlich und ruhig erzählt, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die für den Zuschauer nicht immer unbedingt zu sehen ist, da den zweien trotz aller Unterschiede eines gemeinsam ist: sie zeigen keine überschwänglichen Gefühle. Trotzdem spürt man, dass Julien Jean bewundert für Begabungen, die der wortgewandte, selbstbewusste Julien nicht hat: Klavier spielen und Mathematik. Beide teilen zudem eine Vorliebe für klassische Jugendliteratur.

Bei einer "Schatzsuche" im Wald von Fontainbleau, während der sie den Anschluss zu den anderen verlieren, kommen die zwei sich näher, und zugleich auch in eine für Jean brenzlige Situation, der sie mit viel Glück entkommen. Doch immer wieder kreuzen französische Milizen und deutsche Soldaten im Internat auf, um zu überprüfen, ob dort auch alles "mit rechten Dingen zugeht".

Am Ende verrät Julien seinen Freund unbeabsichtigt durch einen flüchtigen Blickkontakt. Das Internat wird geschlossen, und der Leiter Pater Jean, Bonnet und zwei weitere jüdische Flüchtlinge werden verhaftet.

Meinung: Ich mag diesen Film. Leicht anzuschauen ist er gewiss nicht, und man fragt sich - wie so oft - warum es so weit kommen konnte. Doch wahrscheinlich kann man sich die Zeit nicht vorstellen, wenn man lange nach den 1940er Jahren geboren wurde. Gewusst haben es sicher viele, es jedoch nicht riskiert, ihre jüdischen Nachbarn und Freunde zu beschützen aus Angst, selbst ins KZ zu kommen, so wie der mutige Pater Jean.

Als wohltuend empfand  ich die konsequent ruhige, unaufgeregte Erzählweise trotz des dramatischen Themas. Die beiden jungen Hauptdarsteller berühren und überzeugen in ihren Rollen. Auch die weiteren Schauspieler gefielen mir gut - selbst der zwielichtige Küchenjunge Joseph, der einen Schwarzhandel betreibt, und auch Juliens etwas süffisant wirkender großer Bruder Francois haben ihre Momente. Dass dem Zuschauer gegen Schluss die Tränen in den Augen stehen wie Julien, ist kein Grund zum Schämen.

 Fazit: "Auf Wiedersehen, Kinder" ist großes Kino, ohne zu intellektuell zu wirken oder zu moralisieren. Schwere Kost, und leider nimmt es - dem Lauf der Geschichte folgend - kein gutes Ende. Ein schwacher Trost ist da, dass der echte Jean Kippelstein das KZ überlebt hat. Dennoch würde ich den Film  weiterempfehlen ( er wurde übrigens, anders als die Fotos vermuten lassen, in Farbe gedreht).

Bewertung:








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