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Montag, 4. November 2013

Der Gewinner in der Kategorie Längster Filmtitel...

... dürfte "Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam" sein, aus dem Jahr 1995 mit dem damals total angesagten linkisch-charmanten Hugh Grant (wer einen längeren kennt, belehre mich bitte im Kommentarbereich eines Besseren).

Ein großartiger Film mit einer herzerwärmenden Botschaft und liebenswerten, schrulligen Charakteren von Morgan der Bock über den kriegsgeschädigten Johnny (ich sage nur *Bomb Shell*) und den wortkargen, aber tatkräftigen und rüstigen Zwillingen Tumber Tom I und Tumber Tom II bis hin zu dem streitlustigen Reverend Jones, der 82 ist, aber von allen auf Mitte Sechzig geschätzt wurde. Und Wahnsinn, wie knackig Mr. Grant mal aussah in Hosenträgern und Knickerbockers!

Die Handlung: Im Jahr 1917 kommen die beiden Engländer George Garrad und Reginald Anson nach Wales, um dort das Land und den Hügel Ffynnon Garw (sprich: Finnengarow) zu vermessen. Um in der Karte eingezeichnet zu werden, muss der Hügel (der eigentlich Garth Hill heißt und somit tatsächlich ein "Hügel" geblieben ist) mindestens tausend Fuß hoch sein. Es fehlen jedoch etwa zwanzig zum Eintrag. Die Waliser - überzeugt davon, dass die "Fremden" sie zum Narren halten - sind in ihrer Ehre und ihrem Stolz gekränkt und beschließen, dass die Schmach so nicht hingenommen werden kann.

Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten und Unterschiede raufen sie sich zusammen und setzen die Landvermesser mit unlauteren Mitteln fest, um gemeinsam daran zu arbeiten, ihren geliebten Berg höher zu schaufeln, damit er neu vermessen und eingetragen werden kann. Währenddessen kommt der schüchterne Reginald der resoluten Betty näher und überwindet seine Kriegsneurose, die ihn bislang an einer Beziehung gehindert hat.




Meinung: Simpel, die Story, sollte man meinen. Ist sie auch. So simpel, dass sie wieder genial ist. Dazu tragen vor allem die tollen Schauspieler bei und die authentische Atmosphäre, gleich, ob das nun die walisischen Bewohner mit ihren Macken oder das stimmige Setting betrifft. Man hat sofort das Gefühl, in dem ollen Zweitakter der beiden Kartografen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach Wales zu reisen.

Sehr nett finde ich auch die Idee, die Geschichte in Rückblenden von dem alten Mann erzählen zu lassen, der seinerzeit als Junge seinen Opa fragte, wo die lange Bezeichnung "Der Engländer der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunter kam" eigentlich ihren Ursprung hat.

Die zarte Liebesgeschichte zwischen der forschen Betty und Reginald hat etwas Rührendes, und man ist froh, dass der vom Krieg traumatisierte Bub jemanden findet, der "auf ihn aufpasst", denn irgendwie scheint Hugh Grant mit jeder Geste und der hilflosen Mimik an mütterliche Instinkte zu appellieren.

Unerwähnt lassen möchte ich nicht die wirklich zauberhaft folkloristisch anmutende, ins Ohr gehende Musik von Stephen Endelman. Sie ist nämlich der fünfte Stern in meiner Bewertung. Na schön, der viereinhalbste.

Fazit: Immer wieder schön und ein Ausnahmefilm für Cineasten, die mehr Wert auf Charaktere und Aussagekraft legen als auf Ka-Boom und überspannte Dramatik. Wer's noch nicht kennt, unbedingt nachholen.


Bewertung: 




 

Bildquelle: Pinterest

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