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Samstag, 25. April 2020

Ich lese gerade... Die Nebel von Avalon ~ Marion Zimmer Bradley

Von diesem Buch habe ich eigentlich nur Gutes gehört, und auch meine Tante hat es mir mit strahlenden Augen und dem Satz "Du liest doch so gerne Artus-Geschichten" überreicht. Das war schon vor ein paar Wochen, und seitdem lese ich immer wieder ein Stück, ohne dass der Funke wirklich überspringt. Mittlerweile bin ich beim vierten Teil (der letzte), und frage mich, was an dem Roman so Besonderes sein soll. Immerhin zählt er mittlerweile ja zu den Klassikern im Fantasygenre.





Die Handlung wird hauptsächlich aus Morgaines Sicht geschildert, wobei ihre Erziehung in Avalon und ihr Hin und Her zwischen dem alten heidnischen und dem neu aufkommenden christlichen Zeitalter im Fokus stehen. Ihre Aufgabe nach dem Plan ihrer Tante Viviane bzw. der großen Göttin ist es, Halbbruder Artus, mit dem sie beim Beltanefest ein Kind gezeugt hat, zu überreden, die alten Riten von Britannien wiederaufleben zu lassen, oder ihm im Fall seiner Verweigerung das in Avalon geschmiedete Zauberschwert Excalibur abzunehmen und ihn als König zu stürzen. Dazwischen schwankt sie zwischen ihrer Liebe zu Cousin Lancelot, der ihr im Jugendalter einen Korb gibt, findet sich hässlich und unwürdig der großen Göttin und zweifelt an sich selbst, während sie sich in besseren Tagen zum Vamp und zur Nachfolgerin der Herrin vom See aufschwingt, nachdem Viviane, ihre überdimensionale Ziehmutter und Mutter von Lancelot, hinterhältig an Artus' Hof ermordet wurde.

Das Buch wird auf der Rückseite als die "wunderbarste Artus-Interpretation" gepriesen, aber ganz ehrlich, ich habe schon bessere gelesen. Die Protagonistin ist mir unsympathisch, und eigentlich auch alle weiteren Charaktere im Buch. Wahrscheinlich soll Morgaine eine emanzipierte Frau sein, aber für mich wirkt sie ebenso schwach und oberflächlich wie die hyperfromme Gwynhwyfar (was für eine Schreibweise!), der bisexuelle Lancelot (eine recht mutige Interpretation) und Artus selbst. Ihr weltlicher Alltag als Herrscherin von Nordwales und Kammerzofe auf Camelot besteht aus Spinnen, Weben, Waschen, Verkuppeln und Hofklatsch, also nichts Aufregendes, und das oft seitenlang. Da war ich versucht, querzulesen. Sie verurteilt das Christentum mit krassen Worten, die ihr die Autorin in den Mund und die Gedanken legt, und das ist ein Punkt, der mich bei Romanen, in denen Religion thematisiert wird, über die Maßen stört. Besonders, da ihre eigene Religion um die große Göttin und Mutter Erde irgendwie auch eine ziemliche Enttäuschung ist, die ihren ständig fastenden Priesterinnen Verbote auferlegt und ihnen vorschreibt, was sie tun müssen, um der Göttin zu gefallen. Denn obwohl Morgaine in deren Sinn handelt, tut sie es nicht ohne ständige Zweifel und Bedenken, auch wenn sie dafür über Leichen geht.


GregMontani / Pixabay


Allerdings muss ich dem Buch zugute halten, dass es verflixt gut geschrieben ist. Ich hätte schon längst abgebrochen, wenn die Geschichte mich aufgrund des schnörkellosen aber bildreichen Stils nicht sofort irgendwie gefangen genommen hätte. Ich lese es noch zu Ende und lasse dann eine Bewertung da. Ich glaube, eine ausführliche Rezension würde mich bei dem Umfang von über 1100 Seiten ein bisschen überfordern... (O;


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