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Samstag, 21. Juni 2014

In Treatment ~ Preisgekrönte US-Serie mit Gabriel Byrne

 Als jemand, der zwar gerne Serien schaut, aber mitnichten ein Junkie selbiger ist, ist es nie leicht, eine Serie zu finden, an der ich dranbleibe bzw. die mich interessiert. Am liebsten mag ich natürlich TV-Shows, in denen meine Lieblingsdarsteller ihr Können beweisen und möglichst oft zu sehen sind. Außerdem sollten sie einige Qualitätsansprüche erfüllen wie knifflige Puzzles, psychologische Raffinesse, kein Schenkelklopfer-Humor, Drama und einer gewissen Tiefe nicht entbehren, soweit die bei Serien möglich und nötig ist; berieseln lasse ich mich anderswo. Alle diese Kriterien finde / fand ich in einer guten Mischung bei "Sherlock", "House MD" und dann doch mehr in Klassikern und Evergreens wie "Bonanza" und "Unsere kleine Farm". Letztere zwei tragen zu Unrecht das Label *Heile-Welt-Serie*, denn es geht dort in vielen Episoden ordentlich ans Eingemachte.

 


Neu entdeckt habe ich "In Treatment" aus dem Jahr 2008 mit Gabriel Byrne, der seit Jahren zu meinen Favoriten unter den Schauspielern zählt und für mich nicht nur aufgrund seines guten Aussehens den noch so schlechtesten Film sehenswert macht. In besagter Serie, die auf einem israelischen Format basiert, spielt er den Psychologen Paul Weston (und das - aw! - immer noch mit dem charmanten irischen Akzent), und ich war spätestens nach der dritten Episode hin und weg und hätte mich sofort freiwillig therapieren lassen von einem so attraktiven Doktor (geschmunzelt habe ich ja über die obligatorische Kleenex-Box auf dem Tisch zwischen Seelenklempner und Patient).

Jede Episode ist ca. 25 Minuten kurz, und es passiert nicht viel außer Patientengespräche, in denen Paul ziemlich gefordert, manchmal provoziert und - surprise, surprise! - sogar von einer sexy Endzwanzigerin begehrt wird, die ihn und seine Eheprobleme bald durchschaut. Actionfans werden meine Begeisterung nicht so wirklich nachvollziehen können. Dr. Paul Weston hört zu, stellt Fragen und kreuzt in einer typischen Handbewegung die Finger vor dem Mund. Man ist sozusagen mittendrin in den Sitzungen und erlebt trotz des ruhigen und kammerspielartigen Aufbaus der Serie einige Überraschungen. Die Patienten lernt der Zuschauer in den ersten Folgen einzeln in Pauls Sprechzimmer kennen. Sie tauchen zu einem späteren Zeitpunkt (der nächsten Sitzung nach ca. vier Folgen) wieder auf, um von ihren Fortschritten oder Rückschlägen zu erzählen. Nicht immer ist Paul dabei so neutral, wie man es von einem professionellen Psychiater erwartet. Tatsächlich lässt er am Ende einer anstrengenden Woche Frust bei seiner Mentorin und früheren Ärztin Gina ab (Diane Wiest, die freundliche Avon-Beraterin aus "Edward mit den Scherenhänden"), denn auch Seelenklempner sind nur Menschen.




In Deutsch ist die Serie meines Wissens nach nicht erhältlich, obwohl ich recherchiert und herausgefunden habe, dass sie eine Zeit lang auf 3sat lief - vielleicht mit Untertiteln. Eigentlich ist es ja auch viel schöner, dem melodiösen Akzent von Mr. Byrne zu lauschen; irgendwie macht ihn das als Psychiater noch anziehender.^^

Die zweite und dritte Staffel stehen jedenfalls schon auf meinem Wunschzettel. Ich will unbedingt wissen, wie es mit der rebellischen sechzehnjährigen Sophie (toll gespielt von der Australierin Mia Wasikowska) weitergeht, die mit zwei durch einen Autounfall verursachten Gipsarmen in Pauls behaglich-wohnliche Praxis kommt und der die Mutter und Sozialarbeiter Selbstmordtendenzen attestieren, die sie vehement abstreitet. Bin gespannt, ob Dr. Weston sie knacken kann, bevor sie ihn mit einer unvorhergesehenen Aktion in Teufels Küche bringt oder vielleicht gar nicht mehr zum vereinbarten Termin erscheint. Teenager sind ja bekanntlich unberechenbar, Weltschmerz hin oder her. Apropos unberechenbar: bei der heißen Laura (Melissa George) wird es nicht lange dauern, bis sie Paul um den kleinen Finger gewickelt hat...

Für mich ein wirklicher Geheimtipp mit überzeugenden Schauspielern und lebensnahen Geschichten. Schade, dass "In Treatment" nach der dritten Staffel eingefroren wurde. Andererseits ist das Konzept auf Dauer wahrscheinlich nicht der Quotenrenner gewesen.

EDIT am 26. Juni: Hier ist übrigens meine Lieblingsszene (Spoileralarm!): *Klick*



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