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Sonntag, 27. April 2014

Hammer, der Horror! ~ Dracula von 1958



Gelegentlich liebe ich Trash. Das manifestiert sich besonders im Anschauen alter B-Movies wie denen aus der Hammer-Produktion der 1950 - 1960er Jahre. Natürlich mit Peter Cushing. Den finde ich großartig - ob als Van Helsing oder Sherlock Holmes oder auch als Mensch, denn er war offensichtlich ein sehr liebenswerter Mann (was man ihm auf den ersten Blick in sein Habichtsgesicht nicht ansieht).

Dieser Dracula-Film von 1958 markiert Christopher Lees erster Auftritt in der Rolle, die ihn berühmt gemacht hat. Ich muss gestehen, ich finde ihn eher ein bisschen gelackt und affig im Vergleich zu seinen blutsaugenden Kollegen Béla Lugosi oder auch Gary Oldman, der sich immerhin noch die Mühe macht, einen osteuropäischen Akzent zu imitieren. Christopher Lee hatte ihn allerdings hier nicht nötig: das Setting ist in einem fiktiven Dörfchen in Deutschland angelegt (ich nehme an, nahe der tschechischen Grenze - das war den Briten wohl noch exotischer als Transsilvanien). Obwohl die Handlung nicht ausschließlich damit nur sehr lose auf dem Roman von Bram Stoker basiert, halte ich diese Version für absolut gelungen und am unterhaltsamsten von allen Dracula-Filmen, die ich gesehen habe.

Das liegt nicht nur an den üppigen Kulissen in grellen Farben, den oft überzogenen Gesten und der beinahe pathetischen Ernsthaftigkeit, mit der die Schauspieler ihre manchmal für heutige Verhältnisse albernen Texte aufsagen oder weil ich Hammer-Filme generell gut finde, da sie eine eigene Atmosphäre haben. Es ist ziemlich mutig, einen Klassiker so auseinanderzupflücken, dass eine absurde Geschichte entsteht, die dennoch Kult-Status erreicht hat. Zu verdanken ist das neben den aufgeführten Faktoren, denke ich, vor allem dem Trio Peter Cushing, Christopher Lee und Michael Gough, Minas Ehemann (Mina ist eigentlich laut Bram Stoker Jonathan Harkers Verlobte, der in dieser Version mit ihrer Schwägerin Lucy verlobt ist - uff, kompliziert!), der jüngeren Zuschauern vielleicht aus Sleepy Hollow ein Begriff ist, wo er einen der starrköpfigen Dorfältesten spielt.

Das Highlight war für mich natürlich Peter Cushing als Van Helsing in seiner umwerfenden Garderobe wie Pelzkragenmantel und rotem Samtrock. Allein seine scharfe, deutliche Theaterstimme und die britische Aura, die ihn selbst an angeblich Deutscher umgibt, wären in meiner Beurteilung schon fünf Sterne wert. Und der Showdown zwischen ihm und dem bösen Grafen ist wirklich zum Gruseln und so herrlich trashig.




Ich mag auch, dass sich dieser Film nicht so furchtbar ernst nimmt im Gegensatz zu Francis Ford Coppolas Version, in der man sich penibel an die Romanvorlage gehalten hat. Und dass Klischees wie der Knoblauch und das Kreuz im Kampf gegen die Untoten immer noch wirksam sind. Wenn es mir auch leid tat um den vornehmen Jonathan Harker, der schon bald nach der Ankunft in Draculas Schloss in den Vampirmodus verfällt und leider nicht mehr (für die sichtbare Welt) gerettet werden kann, sondern unter Van Helsings barmherzigem Pflock und Pfahl zu Asche werden darf.

Es war gestern genau die Art von Unterhaltung, die ich brauchte. Dazu ein Teller voll mit Liebe gekochtem, unblutigem Hühnerfrikasse, und der Abend war perfekt.

Bewertung: 




Bildquelle: Pinterest


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