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Samstag, 12. April 2014

Leserunde Nr. 2

Noch zehn Tage bis zum Start meiner zweiten Online-Leserunde - dieses Mal zu "Vom Ernst des Lebens". Ob ich aufgeregt bin? Schon ein bisschen. Vielleicht nicht mehr gar so hibbelig wie bei der ersten, aber es ist doch immer etwas Besonderes, seinen eigenen Roman mit mehreren Leuten zeitnah zu diskutieren.




Ich bin froh, dass mir der Büchertreff diese Möglichkeit gibt - auch wenn es für Indie-Autoren nicht so einfach ist wie für Autoren von großen Verlagen, eine Leserunde zu organisieren, so war zumindest bei der ersten zum "Bildnis des Grafen" der Aufwand durchaus lohnenswert. Ich hatte sehr viel Spaß mit meinen Meisterdetektiven, und es war toll, zu lesen, wie gut ihnen die Geschichte gefallen hat und wie sehr sie mitgefiebert haben. Das wiegt so manch harsche Kritik wieder auf, der sich ein Autor naturgemäß stellen muss. Nicht, dass ich etwas gegen andere Meinungen habe, doch ich finde, wenn man ein Buch schon verreißen muss, sollte die Kritik sachlich und gut begründet sein und vor allem sollte man es zu Ende gelesen haben, ehe man sich zu persönlichen Beleidigungen versteigt.

Was "Vom Ernst des Lebens" betrifft, so bin ich wie beim "Grafen" recht zuversichtlich und zähle auf die Leseerfahrenheit der Teilnehmer und das allgemein hohe Niveau des Forums. Natürlich wird es Kritikpunkte geben, die eine oder andere Verhaltensweise meiner Protagonisten Miles und Rupert hinterfragt werden und / oder ein verständnisloses Kopfschütteln ernten; ehrlich gesagt, geht es mir heute zuweilen so, wenn ich den Roman so durchblättere. Aber das macht eine Diskussion erst aus, und ich werde auch nicht versuchen, das letzte Wort zu behalten oder alles aufzuklären, was evtl. auf den ersten Blick wenig nachvollziehbar ist. Ruperts neurotische Ader beispielsweise. Er war für mich das krasse Gegenteil zu Miles, der ihn nach Paris "entführt", um ihn scheinbar davon zu überzeugen, dass die Welt mehr zu bieten hat als Bücher, die Routine des Alltags und ein Leben als Literaturprofessor in Cambridge. Rupert allerdings tickt anders als Miles. Er meidet zwischenmenschliche Beziehungen weitgehend, ist zufrieden mit dem, was er hat und fühlt sich am wohlsten, wenn man ihm seine Ruhe lässt. Durch Miles und Paris ändert sich sein Leben, doch er hat Schwierigkeiten, sich in der "neuen" Welt zurechtzufinden, auch wenn ihm Miles' aufmerksame Freundschaft durchaus schmeichelt.

Es gibt ein paar Stellen im Buch, die ich heute vermutlich anders schreiben würde. Ich glaube, ganz so neurotisch würde ich Rupert nicht mehr anlegen, obwohl ich nach wie vor finde, dass er nach seiner Überzeugung verständlich handelt und auch mit den etwas überzogenen Phobien und Macken menschlicher wirkt als Miles. Der wurde von einigen meiner Leser als "zu begabt" beschrieben - er ist eloquent, überraschend, selbstbewusst, spricht fließend Französisch, weiß immer einen Rat und setzt diesen auch unverzüglich in Taten um. Ein strahlender Held ist Miles allerdings mitnichten. Tief im Inneren bewegt ihn eine traumatische Vergangenheit und eine ungewisse Sicht auf die Zukunft, die ihn vielleicht sogar zu einem größeren Zweifler macht als der von ihm gekidnappte Freund.

Ich bin jedenfalls supergespannt auf unsere Runde und hoffe, dass jeder sich gut während der Lektüre unterhält. Nichts anderes will ein Autor mit seinen Geschichten ja erreichen.



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