Diese Ausgabe besitze ich als Taschenbuch. Gereizt hat mich dabei das Cover und das Vorwort der Macher der BBC-Serie, durch die ich die Romanfigur Sherlock Holmes erst wirklich entdeckt habe. Als Fan der Serie ist es besonders interessant, die Referenzen aufzuspüren, die in der modernen TV-Fassung subtil und der Neuzeit angepasst transferiert werden (für Insider: Five Pips in "The Great Game" und das vegetarische Restaurant in "The Hound of the Baskervilles".
Inhalt: In diesem Buch finden sich 12 Kurzgeschichten
um den eigenbrötlerischen Privatdetektiv Sherlock Holmes und seinem
Gehilfen Dr. John Watson, die 1891/92 im berühmten "Strand"-Magazine
erschienen sind. Teilweise ist Watson in den Geschichten bereits
verheiratet, zieht jedoch für die Dauer der Lösung des jeweiligen
Verbrechens zu Holmes in die Baker Street, um ihn besser unterstützen zu
können. Die Fälle erscheinen auf den ersten Blick häufig banal
(Beispiel: Eine junge Frau fragt um Rat, ob sie einen gutbezahlten Job
als Gouvernante bei einem merkwürdigen Gentleman annehmen soll),
entpuppen sich jedoch meist als perfides Verbrechen und /oder
psychologisch gut durchdachte Einblicke in seelische Abgründe, die dem
Meisterdetektiv Holmes natürlich nicht verborgen bleiben. Kleinigkeiten
sind es, die ihn auf die richtige Fährte führen, und die im aufmerksamen
Leser einen nachhaltigen Aha-Effekt auslösen.
Meinung: Hauptsächlich las ich das Buch, weil ich -
wie bereits erwähnt - ein Riesenfan der BBC-Serie "Sherlock" bin. Und
ich wurde oft überrascht von Arthur Conan Doyle. Mein Augenmerk lag
nämlich nicht nur auf den raffiniert aufgebauten Fällen und deren
Lösungen, sondern auch auf den darin agierenden Protagonisten, allen
voran natürlich Holmes und Dr. Watson. Während letzterer als Erzähler
und Beobachter eher im Hintergrund bleibt, fielen mir besonders die
vielen Facetten des in Verfilmungen / Serien eher kühl oder egozentrisch
dargestellten Holmes positiv auf. Er lacht gerne, kann kindisch sein,
hat Spaß an Verkleidungen und ist ein Mann von außergewöhnlichem
Einfühlungsvermögen. Besonders weibliche Klienten behandelt er
zuvorkommend und verständnisvoll. In "Scandal in Bohemia" zollt
er der mysteriösen, ihm ebenbürtigen Irene Adler Respekt, indem er sie
ehrfürchtig in Zukunft nur "The Woman" nennt, und in "The Adventures of the Copper Beeches" hofft
Watson gar auf eine Partie für Sherlock Holmes in Gestalt der forschen
Violet Hunter. Allerdings ist es kein Geheimnis, dass Sherlock Holmes
Junggeselle bleiben muss - schließlich ist er mit seiner Arbeit
verheiratet und hätte für das "Normale" gar keine Zeit.
Die Freundschaft zwischen Holmes und Watson hat einige markante und
sogar warmherzige Momente, die mir sehr gut gefallen haben, wie z. B.
das gemeinsame Weihnachtsessen in "The Adventure of the Blue Carbuncle".
Holmes bezieht Watson wie selbstverständlich in seine Fälle mit ein,
und Watson hilft, so gut er kann, auch wenn er sich meist von Sherlock
Holmes erklären lassen muss, wie er auf die Lösung des Falles kam.
Fazit: Die wenige Seiten langen Geschichten sind alle
lesenswert (ein wenig gewöhnungsbedürfig ist das heute etwas veraltete
Englisch), doch mein Lieblingsfall war "The Adventure of the Speckled
Band", das nicht nur gewohnt clever konstruiert war, sondern auch mit
Hilfe einer gruseligen Atmosphäre und dem düsteren Setting ein
"Baskerville"-ähnliches Feeling heraufbeschwört. Zeitlos und spannend.
Bewertung:
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