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Donnerstag, 16. Mai 2013

Review "Star Trek ~ Into Darkness" (spoilerfrei)

Obacht: Wenngleich ich ein großer Benedict Cumberbatch-Fan bin und auch in Sachen Originalserie "Raumschiff Enterprise" aus den 1960er Jahren nicht ganz unbedarft, gibt das keine Lobeshymne. Vielleicht liegt es aber auch gerade daran, dass ich das Ensemble aus der Serie optimal fand und mit den "jüngeren" Ausgaben der Schauspieler nie wirklich warm geworden bin.


Bildquelle: Amazon


Wäre Benedict Cumberbatch nicht gewesen, und hätte ich im Vorfeld nicht so viele gute Meinungen über den Film gehört, hätte ich mir elf Euro für den Schrott erspart.

Schon ganz erschöpft von der Vorschau in 3D, in der pausenlos Weltuntergangszenarien abgespult werden und kreischende Menschen auf dich zufliegen (fällt den Filmleuten eigentlich nichts anderes mehr ein?), war ich doch gespannt, weshalb um den Film so ein Wirbel gemacht wird. Naja, die Spannung hielt sich ehrlich gesagt in Grenzen: ich kannte das große Geheimnis um John Harrisons Identität bereits, und außerdem ist meine sogenannte "Trekkie"-Zeit auch schon lange über den Zenit; will sagen, dass mir Science Fiction nicht mehr so liegt, um es mal freundlich auszudrücken.

Abgesehen von der dürftigen Story bot der Film ein bisschen Kirk / Spock-Kitsch für die Fanfiction-Schreiber (wie ich diese Szenen doof fand -  "Sie hätten dasselbe für mich getan, Spock!" - "KIIIIIRK! Nicht sterben, ich liebe Sie!" So überzogen emotional hätte der Leonard Nimoy-Spock nie reagiert). Überhaupt: Zachary Quinto als Spock habe ich gefressen. Weiß nicht, was alle an ihm finden. Dass Frisur und Ohren nicht wie angegossen sitzen wie bei Mr. Nimoy, ist dabei noch das kleinere Übel. Eins muss man ihm aber lassen: Rennen kann er. Die Verfolgungsjagd und der anschließende Zweikampf waren die einzigen Szenen, in denen ich - abgesehen vom ständigen Krach im gesamten Film - mal wachgeworden bin und mitgebibbert habe - für den Bösen, natürlich. Angeblich flotte und markige Sprüche und unfreiwillig komische Momente gehören seit jeher zum Star Trek-Erfolgskonzept, nicht nur die unterschwellige Homoerotik zwischen Spock und Kirk. Neu und unangenehm aufgefallen sind dagegen deren abtörnende zukunftsweisende Latexanzüge. Wer will denn da noch im Jahr 2259 leben? Die Hochwasserhosen und die Pyjamaoberteile mit Bordüre aus den 1960ern waren modisch wenigstens top-authentisch.

Scotty fand ich blass und altbacken im Vergleich zum Original James Doohan, wie eigentlich alle weiteren bekannten Mitglieder der Enterprise-Crew. Chekovs russischer Akzent klang zu übertrieben und schwul, und der einzige, der mich vom Charakter her ein wenig an die Originalfigur erinnert hat, war der knurrige Schiffsarzt Leonard "Pille" McCoy. Und was hatte eigentlich die "heiße" Blondine auf dem Schiff verloren? Spioniert ihren Vater aus, um ihm eins auszuwischen? Komische Story-Line, die überflüssig war und eine Abwatsche von Menschmaschine John Harrison sogar verdient hat (Merke: Frauen schlägt man nicht, wenn man ein Gentleman sein will). Oh, und noch ein Minuspunkt: Spock und Uhura als zerstrittenes Liebespaar zum multikulturellen Exotenbonus. Das wirkte so aufgesetzt und albern, dass ich nicht umhin konnte, bei ihrem geschlechterspezifischen Wortgefecht in der Transportkapsel verächtlich zu prusten.

Ziemlich vorhersehbar war der Plot auch. Langweilig halt und wenig originell: die Welt ist mal wieder bedroht. Ich hätte alle fünf Minuten auf die Uhr geschaut, wenn ich eine gehabt hätte.

Zum einzigen Lichtblick Benedict Cumberbatch... physisch war er schwer gefordert, und zuweilen flackerte sogar Mitleid bei mir für ihn auf, obwohl er ja wirklich seeeeehr böse ist und das auch gut rüberbringt - ebenso wie das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein. Seine Rache schien irgendwie verständlich. Aber komisch, vom Hocker gerissen hat mich seine Performance nicht wirklich, und ich war ein wenig entäuscht von dem nur wenig kribbeligen Fangirl in mir. So überragend, wie die Presse und Kritiken seine Darstellung als Terrorist beschreiben, fand ich ihn keineswegs. Vielleicht habe ich da einfach zuviel erwartet. Oder wusste schon zuviel. Denn überraschend kam seine unfreiwillige "Heldentat" für mich nicht, und auch John Harrisons Ende konnte man sich an zwei Fingern ausrechnen. Manchmal bin ich übrigens echt erschrocken vor seinem Gesichtsausdruck: mit entsprechender Miene sah er tatsächlich aus wie ein Monster, obwohl ich finde, dass er ein außergewöhnlich attraktiver Mann ist.

Sprachlich war der Film eine Katastrophe für meine niedlich rund geformten Ohren. Leider läuft die Originalversion nicht bei uns, so dass ich nicht beurteilen kann, ob Kirk dort auch ständig "Scheiße!" bzw. "Fuck!" sagt und alle mit Slangausdrücken um sich werfen, aber ich nehme es mal an, weil das ja so in Mode ist. Auch sonst hat man sich bei der Synchro nicht gerade Mühe gegeben und ist, wie ich meine, den Originalfiguren wenig gerecht geworden. Klar, sie sollen noch jünger sein als die 1960er Crew (auch wenn sie nicht so aussehen), aber das ist kein Grund, sich wie pöbelnde und pubertierende Jungs aufzuführen. Kirk als Sandwichfüllung beim Dreier mit beschwanzten Katzenaußerirdischen - ich will nicht wissen, was William Shatner dazu sagt. Kirks Ruf als Schürzenjäger kam auch damals schon gut rüber - subtiler und weniger plump.

Ach, und eine Frage muss zum Schluss noch erlaubt sein: Wie war es denn möglich, dass die scheinbar unbesiegbare Kampfmaschine John Harrison doch noch überwältigt wurde? War der erst missglückte und unbeholfen ausgeführte Vulcan-Nackengriff beim zweiten Versuch doch von Erfolg gekrönt, nachdem die "Blut-Transfusion" an Kirk den Gegner geschwächt hatte? Oder bin ich wieder eingenickt?

Fazit: Sci-Fi-Fans, Hobby-Pyrotechniker und Jungs und Fangirls, die Spock und Kirk gern als latent verliebtes Paar sehen, kommen wohl auf ihre Kosten - ich kam es nicht.

Bewertung: Die zwei Sternchen sind einzig und allein Benedict Cumberbatch zu verdanken, der schon wirklich eine tolle Präsenz auf der Leinwand hat, selbst in einem hautengen Spaceanzug Figur und Haltung bewahrt und sich beneidenswert elegant und körperbetont trotz exzessivem Workout durch die Darkness des Star Trek-Prequels windet.








Gif: Tumblr


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