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Donnerstag, 2. Mai 2013

Mein Mai-Buch



Diese Geschichte habe ich nach einem Wochenendtrip nach Paris geschrieben. Ich finde die Stadt sehr inspirierend und auf charmante Weise altmodisch. Viele Plätze, die ich dort besucht habe, hätten in den 1950er Jahren, in denen "Vom Ernst des Lebens" angesiedelt ist, schon genauso aussehen können - das verwitterte Karussell unter Montmartre, die Straßenlaternen, die Brücken über der Seine, Bistros und Lokale, in denen wir gegessen haben.

Im Prinzip geht es in der Geschichte um das Erwachsenwerden. Rupert, ein scheuer, fast schon misanthropischer Bücherwurm, wird von seinem Ex-Kommillitonen Miles "heimgesucht" und ohne weiteres Getue und Fragen über den Kanal mit nach Paris genommen. Miles - charakterlich das genaue Gegenteil von Rupert - lebt sich in Frankreich schnell ein, und selbst Rupert, der sich zunächst gegen den unfreiwilligen Urlaub sträubt, gewinnt an Selbstvertrauen, als beide dem Bistrobesitzer Thierry dabei helfen, seinen Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Doch der Umgang mit dem charismatischen, weltgewandten Miles hat für Rupert nicht nur Vorteile. Bald schon fühlt er sich zu ihm hingezogen - auf eine Art, die ihm bisher fremd war und die ihn in Verwirrung stürzt; umso mehr, da er glaubt, Beweise zu erhalten, dass Miles noch stärker für ihn empfindet als Rupert für ihn.

Von der Seitenanzahl ist "Vom Ernst des Lebens" mit 200 Seiten meine kürzeste und geradlinigste Erzählung. Ich muss gestehen, dass mir Rupert im Nachhinein ein wenig zu neurotisch daher kommt - andererseits hat er vermutlich auch allen Grund dazu. Meine Lieblingsfiguren sind die Delaroches - Bekannte von Thierry, die bei der Methamorphose des "Bambi's" zum "Olde Vic" kräftig mitanpacken. Raoul, ein Buchhändler und passionierter Handwerker, gehört mehr zur schweigsamen Sorte, während sein Neffe Julien quirlig und zu allen Schandtaten bereit ist.

Der Roman konzentriert sich trotz der relativ vielen Nebenfiguren auf das Verhältnis von Miles und Rupert, die unterschiedlich sind wie Tag und Nacht und doch beide voneinander profitieren und lernen, sich durch die gemeinsame Reise besser zu verstehen - sich selbst und den anderen.


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