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Dienstag, 3. Mai 2022

Ein Gespenst auf Freiersfüßen (1947) mit Rex Harrison und Gene Tierney

 Diesen Film wollte ich schon lange sehen und war umso erfreuter, als ich sah, dass er im Fernsehen lief. Leider habe ich die ersten Minuten, in denen die attraktive Witwe Mrs. Muir gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter die "Spukvilla" bezieht, verpasst, aber dennoch möchte ich ein Review schreiben, da der Film in seiner herzerwärmenden, undramatischen Schlichtheit gerade das Richtige für mich war.



Inhalt: Anfang des 20. Jahrhunderts: Die junge Witwe Lucy Muir zieht von London mit ihrer kleinen Tochter Anna (Nathalie Wood) in eine "Spukvilla" an der englischen Küste. Trotz der Warnung des Maklers kauft sie das Haus und macht sich sogleich mit Tochter und der treuen Haushälterin Martha dort heimisch. 

Von der raubeinigen und unmanierlichen Erscheinung des toten Vorbesitzers und Erbauers, dem knurrigen Seekapitän Daniel Gregg (Rex Harrison), lässt sie sich nicht schrecken, obwohl er sämtliche Vorinteressenten erfolgreich vergraulen konnte. Man munkelt, er habe Selbstmord gegangen, doch in Wahrheit beruht sein Tod auf einem dummen Unfall mit dem Gashebel, den er selbst verursacht hat. Mit widerwilligem Respekt lässt er Mrs. Muir vorerst im Haus bleiben, unter der Bedingung, dass sein Porträt im Schlafzimmer hängenbleibt (pikant, pikant). 

Als sie in Finanznot gerät und in Gefahr, die Villa nicht länger halten zu können, hat Capt. Gregg die rettende Idee: er spinnt "ungeschminktes" Seemannsgarn aus seinem bewegten Leben, das er Mrs. Muir diktiert und unter dem Pseudonym "Capt. X" veröffentlicht werden soll. Mit einem Tipp des Captains kann Mrs. Muir das Buch "Blut und Mut" in einem Verlag unterbringen, bei dem sie den Autorenkollegen Miles Fairley (George Sanders) kennen- und lieben lernt. Obwohl der Captain schwer eifersüchtig ist, will er dem Glück nicht im Weg stehen, erkennt er doch, dass es für seine Liebe zu Lucia ("Nur Frauen, die sich erniedrigen lassen, heißen Lucy!") keine Chance geben kann. Bevor er geht, redet er Lucy ein, dass sie ihn und die Zusammenarbeit am Buch nur geträumt hat (wie edel!).

 Miles Fairley ist jedoch nicht nur ein Blender, was sein literarisches Werk angeht (unter "Onkel Neddy" schreibt er Kinderbücher für Leser, die er als "Monster" bezeichnet), sondern auch was Frauen betrifft. Enttäuscht trennt sich Mrs. Muir von ihm, als sie die Wahrheit erfährt und lebt seitdem ein Leben ohne Partner an ihrer Seite. Anna heiratet einen Kapitän, und auch deren Tochter wird die Frau eines Seekommandanten. Erst spät wird Mrs. Muir klar, dass sie sich ihr ganzes Leben lang nach Daniel Gregg gesehnt hat, der seinerzeit auch ihrer Tochter erschienen ist, um ihr blutrünstige Piraten-Gute-Nacht-Geschichten zu erzählen. Als Lucy / Lucia schließlich hochbetagt in ihrer Villa stirbt, ist das Happy End zum Greifen nah. Und irgendwie fast so schön wie bei Kate und Leo. Nur Martha hat mir leidgetan...



 Meinung: Ich liebe solche Geschichten! Auf den ersten Blick unrealistisch, aber doch zum Nachdenken und voller Wärme und sogar Tiefgang. Auch ein bisschen wehmütig. Und ich mochte Rex Harrison in der Rolle, an der er sichtlich Spaß hatte und in der er mich optisch an Toby Stephens in "Black Sails" erinnert hat. Auch Gene Tierney und "Shere Khan" George Sanders können überzeugen (letzterer hatte offenbar ein Abo für leichtlebige Charaktere, kenne ich ihn doch als Jack Favell in einer ähnlichen Rolle). 

Natürlich ist ein fast 75 Jahre alter Film gesellschaftlich und politisch nicht up-to-date, und über manche Dialoge würde die Mehrheit der modernen Zuschauer/innen sicher die Augen verdrehen und die Hände ringen. Denn dass ein gewaltiges Epos wie "Blut und Mut" nicht aus der Feder einer Frau fließen kann, bewahrheitet sich ja letztendlich, da Mrs. Muir nur als "Ghostwriter" fungierte. Und das war nur eine wirklich *in your face* veraltete Sichtweise, zu der sich noch einige andere gesellen in dem Film. Da ich nicht zu den empfindsamen Gemüter*innen (😜) gehöre und auch gern mal old-school-movies sehe, in denen die Geschlechter noch klassisch unterschieden werden, war mein Fernsehabend ungetrübt und auch nicht allzu gruselig. Wie gesagt, genau das Richtige für den gestrigen Abend.

 

Bewertung: 💫💫💫💫💫




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