Jedenfalls kommt seine Rache für die stumme Zurückweisung über die gesamte Familie, wenn er nicht gerade die Diva spielt und sich gekränkt zurückzieht. Die Sprache fand ich gewöhnungsbedürftig, die Dialoge fast zu symbolträchtig für alles Kommende ("Wenn du mich noch einmal küsst, Heathcliff, dann sterbe ich." - und so war es.). Catherine segnet das Zeitliche natürlich im Kindbett wie alle anderen schwangeren Frauen im Roman. Siebzehn Jahre später ergreift Heathcliff die Gelegenheit, ihre Tochter zu kidnappen, nachdem er sich bereits Hareton, den Sohn von Catherines leiblichem Bruder Hindley, unter den Nagel gerissen hat, seines Zeichens legitimer Erbe von "Wuthering Heights", was dieser jedoch nicht weiß. Ziemlich perfide, vor allem, da Heathcliff Catherines Tochter aus Habsucht mit seinen eigenen Spross zwangsverheiratet, der dem frühen Tod geweiht ist wie alle Protagonisten. Denn Heathcliffs Handeln bleibt nicht ungesühnt: als ein zufälliger Besucher von einer merkwürdigen Erscheinung des Nachts im Anwesen berichtet, weiß er sofort, dass es sich um Catherines Geist handelt, die ihn zu sich lockt. Sein Ende wird als Unfall dargestellt, und für Catherines Catherine und Hindleys Hareton beginnt ein neues Leben... (und *das* wäre doch skandalöser als eine Verbindung zwischen Catherine Earnshaw I. und Heathcliff, oder? Immerhin sind die beiden Cousin und Cousine.)
Nun muss ich mir ein wenig weibliche Oberflächlichkeit zugestehen: Trotz der schlecht sitzenden Perücke oder den lieblos angeknüpften Extentions war Ralph Fiennes ein Hingucker in dem zeitgenössischen Gehrock. Außerdem war er zu Prä-Voldemort-Zeiten einer der international gefragtesten Schauspieler auf der Bühne und im Film, und auch das hat seinen Grund. Der verschlossene und eifersüchtige Heathcliff agiert und reagiert nicht sympathisch, aber nachvollziehbar, während mir Catherine wie eine Parodie einer Frau vorkam, die in den 1800ern unabhängig dargestellt werden sollte. Viel zu aufdringlich und spöttisch, und dabei keine Spur mitfühlend, finde ich, hat sie ihr Schicksal selbst heraufbeschworen. Sympathiepunkte gab es bei mir keine. Dass ihre Tochter charakterlich in diesselbe Kerbe schlägt, war mir ein bisschen zu klischeebeladen. Schwamm drüber. Sobald sie Haretons Kind zur Welt gebracht hat, wird sie eh ins Gras beißen... wetten?
"Wuthering Heights" war mir zu morbid und zu wenig hoffnungsvoll, obwohl ich immer noch glaube, dass ich Emily und Charlotte gern mal zum Tee eingeladen hätte und wir nett miteinander hätten plaudern können. Mir gefällt, dass sie glaubwürdig Männer wie Heathcliff und Mr. Rochester aus "Jane Eyre" porträtieren, die Fehler und Unsicherheiten hatten, was selbst heute noch - besonders für weibliche Schriftsteller - eher die Ausnahme ist. Auch die unheimlichen Elemente finden meine Zustimmung und wecken mein Interesse an ihren Werken. Insofern liegen die Brontes mir näher als z.B. Jane Austen mit ihrem perfekten Mr. Darcy. Aber um mir da ein genaues Urteil bilden zu können, werde ich wohl mal einen ihrer Romane lesen müssen. Oder eine der unzähligen BBC-Verfilmungen anschauen.
Bewertung:
👍👍👍
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