Translate

Posts mit dem Label Thriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Thriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 5. November 2021

"And then there were none" (2015) ~ Dreiteiler nach Agatha Christie

 Als Fan von Agatha Christie kann ich mich nicht wirklich bezeichnen, und trotzdem ist dieser Thriller aus ihrer Feder ein Meisterwerk aus Grusel, Psychologie und Spannung. Und die Besetzung aus namhaften Schauspielern top!

 


Handlung: Acht Personen, die sich nicht kennen, werden unter dem Vorwand, Gäste einer Party zu sein bzw. das Personal zu unterstützen, auf eine einsame Insel in Devon zu dem Anwesen des nie in Erscheinung tretenden Ehepaares Owen eingeladen. Das Haushälterpaar Rogers sind die einzig Verbliebenen der Bewohner, doch sie geraten bald in Verdacht, den Ankömmlingen schaden zu wollen - der draufgängerische Mr. Marston (Douglas Booth) wird mit Zyankali vergiftet und stirbt. Doch auch der Arzt Edward Armstrong (Toby Stephens) wird verdächtigt. 

In den nächsten Tagen gibt es unter den Gästen immer mehr Verunfallte, die unter mysteriösen Umständen das Zeitliche segnen und oft in merkwürdig skurrilen Situationen den Tod finden. Die junge Gouvernante Vera Claythorne (Maeve Dermody) findet heraus, dass die zehn Jadefiguren auf dem Tisch und der Kinderreim "Ten little Soldier Boys / Zehn kleine Negerlein" (der in jedem Zimmer der Gäste hängt) in direktem Zusammenhang mit den Ereignissen stehen. Zunächst wird ihre Theorie lächerlich gemacht, doch als der Diener und seine Frau als bisher Hauptverdächtige sterben, beginnt die Hysterie. Jeder verdächtigt jeden, man lässt sich nicht mehr aus den Augen, konspiriert untereinander und ist verzweifelt bemüht, die eigene Haut zu retten.

Wie der Titel jedoch schon verrät, bleibt am Ende keiner mehr übrig. Und jeder, der später auf die Insel kommt, wird sich wundern, denn keiner der Todesfälle kann aufgeklärt werden. Nur der Zuschauer weiß, welches Grauen sich dort abgespielt hat.

Meinung: Gekauft habe ich mir "And then there were none" seinerzeit wegen Toby Stephens, aber ich muss sagen, der Film ist auf allen Ebenen eine Perle. Auch die übrigen Darsteller sind überzeugend, das 1930er Jahre-Setting des herrschaftlichen Anwesens und die gesamte Ausstattung unglaublich authentisch, und überdies bietet die Geschichte psychologische Raffinesse at its best. Was mir an Agatha Christie-Stoffen nie so gefällt, ist die wie aus heiterem Himmel kommende Aufklärung der Tat, die meist von einem neunmalklugen Hercule Poirot oder der pfiffigen Miss Marple verklickert wird - hier ist das nicht so, und das nicht, weil beide Figuren in dieser Geschichte nicht vorkommen. Man wird überrascht, kann aber nachvollziehen, was geschehen ist bzw. wo die Ursachen liegen, die zu dem Grauen auf der Insel führen. Und der (im Deutschen nicht mehr politisch korrekte) Kinderreim ist so geschickt eingebaut in das Ganze, dass ich meinen Hut ziehe vor Mrs. Christies Können. 

Ein großer Bonus ist der Gänsehaut-Faktor, der mehrmals auftritt. Denn hier wird man Zeuge von seelischen Abgründen und Traumata, die jeden Protagonisten gefangenhalten und ihn letztendlich zerstören. Dazu gehören auch die eingefügten Rückblenden, die durch ihren wiederkehrenden Charakter oft ein wenig geisterhaft anmuten. Und ich mochte alle Schauspieler, die exzellent ihre Rollen spielen. Man merkt allen an, dass sie Spaß hatten.

Fazit: Ein makaberer und wirklich düsterer Thriller, der von der gewohnten, eher locker-flockig unterhaltsamen Christie-Kost abweicht, obwohl man Parallelen zu weiteren ihrer Werke feststellen kann. Psychologisch ausgefeilt wie immer, aber irgendwie dennoch anders. Absolute Empfehlung!

 

Bewertung:  💫💫💫💫💫



Samstag, 8. Juli 2017

Es scheint die Sonne noch so schön ~ Barbara Vine

Passend zur Hitzewelle (die ich genieße!) habe ich zu einem Buch gegriffen, das schon jetzt zu meinen Jahreshighlights zählt und ein richtiger Pageturner ist: obwohl ich eher langsam lese, hatte ich die spannende und einfallsreiche Geschichte innerhalb von drei Tagen verschlungen.




Inhalt: Im Jahr 1986 kehrt der 29-jährige Adam Verne-Smith aus dem Urlaub mit Frau und Tochter zurück und findet durch die Presse heraus, dass auf seinem ehemaligen Landsitz Wyvis Hall in Suffolk ein grausiger Fund gemacht wurde. Die neuen Besitzer hatten bei der Bestattung ihres Hundes einen Tierfriedhof entdeckt, in dem sich neben den verblichenen Hausgenossen vergangener Jahrzehnte auch das Skelett einer jungen Frau und eines Babys befanden. Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren, und Adam gerät in Panik: vor zehn Jahren lebte er zwei Monate mit seinem Freund Rufus, der verrückten Zosie, der mütterlichen Vivien und Shiva, dem sanftmütigen Inder, in einer Art Hippie-Kommune auf Wyvis Hall, das er von seinem Großonkel überraschend geerbt hatte. Seit dieser Zeit hatten sich die fünf nie wieder gesehen und geschworen, so zu tun, als seien sie Fremde, sollten sie sich zufällig über den Weg laufen. Der Fund jedoch ändert die Situation. Adam nimmt Kontakt zu Rufus auf, der inzwischen ein erfolgreicher, aber dem Alkohol übermäßig zusprechender Gynäkologe ist, um ihn um Rat zu fragen, was zu tun sei - genauso wie in jenem ungewöhnlich heißen Sommer des Jahres 1976, der das Leben der jungen Leute nachhaltig geprägt hat - und zwar nicht zum Guten.

Meinung: Erzählt wird die Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen und aus der Perspektive von Adam Verne-Smith, Shiva dem Inder und dem abgeklärten Rufus Fletcher. Das war gelegentlich etwas verwirrend, und mehrere Male musste ich einen Absatz zweimal anfangen, um zu verstehen, ob ich nun in den 1970ern oder 1980ern war. Doch das ist mein einziger Kritikpunkt, wenn es denn überhaupt einer ist. Selten habe ich in jüngster Zeit Bücher gelesen, in denen die Atmosphäre und die Charaktere derart gut und bildhaft beschrieben wurden und in die man sich hineinversetzen konnte, als fläzte man sich in der aufgeheizten und dennoch nonchalanten Stimmung mit den drei Jungs und den zwei Mädels auf der riesigen Terrasse von Wyvis Hall. Ein Roman fürs Kopfkino, der mich vor allem durch die Figuren überzeugt hat. Keiner ist gut oder böse, weder besonders sympathisch noch hassenswert. Jeder handelt nach seinen Eigenschaften nachvollziehbar. Besonders der experimentierfreudige, ambivalente und lässige Rufus hat mir gut gefallen. Eher unfreiwillig nimmt er die Rolle des "Vaters" der zusammengewürfelten Kommune ein, während Vivien - stark beeinflusst durch fernöstliche Philosophien, typisch für die damalige Zeit - für Shiva und Zosie eine Art Mutterersatz wird. Wirkliche Gefühle gibt es unter den Fünf, die sich erst auf dem Anwesen kennenlernen, nicht, auch wenn sich Adam zu Rufus hingezogen fühlt und erschrocken reagiert, als Rufus ihn in einer Nacht mit Joints und zu viel Wein auf die Probe stellt. Gerade die psychologische Komponente und die Beziehung der Protagonisten untereinander fand ich bemerkenswert, gemeinsam mit dem untrüglichen Geschick der Autorin, dabei nie in Kitsch oder Klischees abzudriften und eine Geschichte zu erzählen, die bis zum Ende atemberaubend spannend bleibt, auch nachdem die Opfer schon längst feststehen.

Mir kam beim Lesen der Verdacht, dass ältere Bücher irgendwie origineller und frischer sind als die heutigen, aber das mag ein Trugschluss sein, da mich die meisten Neuerscheinungen bisher nie in der Weise fesseln konnten wie es "Es scheint die Sonne noch so schön" gelungen ist. Ein wirklich toller, kurzweiliger Roman und bestimmt nicht mein letzter von Barbara Vine.


Bewertung: 

👍👍👍👍👍




Mittwoch, 4. September 2013

Genre gesucht!



Gerade bin ich am Überarbeiten eines Manuskriptes. Ich merke dabei jedesmal, dass es gar nicht so leicht ist, sich kurz zu fassen - mit dem Klappentext habe ich lange gekämpft. Er soll ja neugierig machen, nicht zuviel verraten und dazu verführen, ins Buch zu schauen. Und was kurze oder zusammenfassende Texte betrifft, war das schon in der Schule nie meine Stärke.

Das Foto oben zeigt das vorläufige Cover. Da die Geschichte in einem spätsommerlichen England auf dem Land spielt, passen die Gräser sehr gut.

Was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, ist die Genre-Einteilung. Ist mein Roman jetzt "nur" historisch, weil er vor einem geschichtlichen Hintergrund (der Burenkrieg) stattfindet, oder könnte ich ihn unter "Psychothriller" publizieren?

Hat jemand davon überhaupt schon mal gehört - historischer Psychothriller? Das trifft es nämlich, wenn man's genau nimmt. In einem Thriller wird nicht automatisch ein Mord aufgeklärt wie in einem Krimi. Darum würde ich zu *Thriller* tendieren. *Psycho* deshalb, weil es weniger Action als über menschliche Abgründe zu lesen gibt. Letzteres finde ich ungleich spannender. Darum tun sich bei den Schauspielern derer eine ganze Menge auf.

Eine Leseprobe - genauer gesagt, den Prolog - findet ihr unter "Weitere Informationen".