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Montag, 22. September 2025

"The Time of my Life" ~ Patrick Swayze, Lisa Niemi

 Ein Fan von Patrick Swayze war ich nie. Nicht einmal "Dirty Dancing" konnte mich begeistern. Ich habe es nur einmal gesehen und fand, das genügt. Seinen ersten großen Erfolg, die Miniserie "Fackeln im Sturm" von 1986 über den amerikanischen Bürgerkrieg, fand ich zwar interessanter, mochte aber seinen Yankeefreund George Hazard, gespielt von James Read, mehr als den hitzköpfigen Südstaatler Orry Main.


 

Die Biografie, an der auch seine Frau mitgearbeitet hat, habe ich zu einem Spottpreis auf einem Bücherflohmarkt gekauft. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht hat mich das Cover angesprochen, und Biografien lese ich in der Regel auch gern von unbekannten Leuten. Es stand lange im Regal, bis ich nun endlich Zeit hatte, es zu lesen. Entstanden ist es kurz vor seinem Tod im Jahr 2009, als er seiner schweren Krankheit erlag. Und ich war überrascht, wie positiv und ehrlich diese Biografie ist. Obwohl Patrick Swayze vor allem in den 1980 / 90er Jahren ein ziemlich großer Star war, wirkt nichts glamorös oder abgehoben. Er erzählt chronologisch von seiner Erziehung, wie und wo er aufwuchs, und wie hart er für eine Profikarriere als Sportler und Tänzer gearbeitet hat. Beides musste er aufgrund schwerer Unfälle und Verletzungen aufgeben, doch sein Optimismus bleibt. "Wenn ein Traum zerplatzt, kommt ein anderer" war sein Motto. Und er gab wirklich alles, um seine Träume zu verwirklichen. 

Von unschätzbarem Wert und eine große Unterstützerin dabei ist seine Frau Lisa, die er im Tanzstudio seiner Mutter kennenlernt. Sie ist 15, er 19 Jahre alt. Es braucht eine Weile, bis die beiden ein Paar werden. Vier Jahre später heiraten sie und gehen durch Höhen und Tiefen. Das hat mich am meisten beeindruckt. Viele Projekte realisieren sie zu zweit durch gemeinsame Interessen wie Tanz, Schauspiel und Pferde. 

Als Mitte der 1980er Jahre mit "Fackeln im Sturm" der Durchbruch für Patrick Swayze kommt, können sie nach einer langen finanziellen Durststrecke zwei Ranches nach ihren Vorstellungen bauen, in Los Angeles und New Mexiko. Man hat es ihnen von Herzen gegönnt! Doch Reichtum bewahrt nicht vor Schicksalsschlägen, das wurde in der Geschichte des Paares immer wieder deutlich. Manchmal habe ich mich gefragt, woher der Mann die Energie nahm, nie aufzugeben. Selbst als er nach seiner Krebsdiagnose im Jahr 2008 in eine weitere schwere Depression fällt, die er früher mit zu viel Alkohol zu betäuben pflegte, steht er vor der Kamera, entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen oder eine Sonderbehandlung zu beanspruchen. 

 

 

Was zum Großteil bewunderswert schien, hatte aber doch einen bitteren Beigeschmack. Ich glaube, das von der Mutter und später selbst eingetrichterte Ziel, perfekt und überall der Beste sein zu müssen, sich nie zu schonen, wenn es angebracht gewesen wäre, hat vermutlich dazu beigetragen, dass Patrick Swayze nur 57 Jahre alt wurde.

Über seine Kollegen berichtet er nicht viel, und wenn, dann erwähnt er sie lobend - selbst seine Tanzpartnerin Jennifer Grey, die ihn nicht mochte. Das fand ich sehr sympathisch. Als extrem physischer und sportlicher Mensch hatte er es nicht leicht, gute Rollen zu ergattern, und tatsächlich ist das ein Punkt, der ihm bis zuletzt zu schaffen gemacht hat. Die meisten Filme mit ihm in der Hauptrolle wurden oft als Teenagerschmonzes oder tumbe Actionkracher abgetan, weil er darin mitspielte. Das tut natürlich weh. Und dabei ging er oft an seine Grenzen, um einen Charakter glaubwürdig darzustellen, fast wie ein Daniel Day Lewis oder ein Robert de Niro. Und wenn man ihm glauben darf, war "Dirty Dancing" eigentlich noch viel kitschiger, wenn seine Frau und er nicht am Drehbuch gefeilt hätten... unglaublich! 

Das Ende im Buch ist aber versöhnlich und voller Hoffnung. Das und der unverbrüchliche Zusammenhalt des Paares, der mehr als einmal auf eine harte Probe gestellt wurde, hat mir wohl am besten gefallen. Und es tat mir leid, dass sein Kampfgeist nicht mehr ausgereicht hat, den Krebs zu besiegen. Ein bemerkenswerter Lebenslauf hatte er, voller Drama und Abenteuer, aber auch viel Segen mit seiner Lisa, die ihn nie aufgab. Auf jeden Fall eine Empfehlung, nicht nur für Fans. Vielleicht schau' ich mir demnächst sogar "Dirty Dancing" mal wieder an... damit ich nicht wie schon einmal ein T-Shirt mit einem Zitat daraus trage, ohne es zu wissen. 😏
 

Bewertung: 💫💫💫💫 

 

Donnerstag, 18. September 2025

Die flotte Lotte

Ich denke gern an Lotte. Lotte war (oder ist?) ein Quarter-Haflingermix, auf dem ich in meinen Versuchen, das Reiten wieder ernsthaft anzufangen, mein Training absolviert habe. Sie wohnte in einem Ort ca. 15 km entfernt von mir, aber der Weg hat sich gelohnt. Meine Reitlehrerin / Lottes Besitzerin war sehr nett, und wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, das nicht nur mit dem Reiten zu tun hatte. Sie hatte zwei Pferde, nämlich Lotte, und Caruso, ein brauner, riesiger Hannoveraner. Gemeinsam sind wir bei fast jeder Witterung durch die nahen Weinberge geritten. Nur wenn es sehr kalt war oder regnete, blieben wir in der Halle nahe des Stalls. Eine schöne Zeit war das. Aber auch lehrreich. Denn obwohl Lotte und ich laut meiner Reitlehrerin ein gutes Paar abgaben und ich sie auch wirklich mochte, habe ich nach drei Jahren festgestellt, dass ich keine Reiternatur bzw. kein Pferdemensch bin. 

So sehr ich Pferde liebe, so bin ich doch im Umgang mit ihnen nicht energisch genug und manchmal auch ungeduldig. Das hat mir Lotte vor allem am Boden gern gezeigt. Da war sie eine gute Lehrerin. Hier erfährt man, warum und wie:

 
 
 
Lotte und ich,
Das war eine Klasse für sich
Ging es um das von der Koppel holen
Blieb ich ihr oft gern gestohlen
 
Nicht einmal die Möhre konnt' sie locken
Eh' sie sich widerwillig ließ anpflocken
Bis die Trense war an Ort und Stelle
Schwitzte ich schon in der Pelle
 
Das Satteln gleich 'nem Kräftemessen
Hatte sie zu viel gegessen?
Nein, sie blähte ihren Bauch
Weil sie lieber knabberte am Strauch
 
Doch saß ich dann auf ihrem Rücken
Schnaubte sie voller Entzücken
Das war für mich das größte Glück
Ich lernte von ihr Stück für Stück
 
Lotte hat mir stets gezeigt
Dass man sich besser nicht versteigt
Zu glauben, Pferde seien unterlegen
Lotte war für mich ein Segen.
 
 

 
Text und Bilder: Christine Wirth
 

Dienstag, 9. September 2025

An Mama

Vor zwei Jahren war der schlimmste Tag in meinem Leben. Mama ging nach Hause zu Jesus. Ich spreche bis heute nicht von ihrem "Tod" und weigere mich auch, in der Vergangenheitsform von ihr zu erzählen. Weil ich weiß, dass beides nicht zutrifft. Ihr echtes Leben hat mit dem himmlischen Dasein erst begonnen, und die Eigenschaften, die sie hier auf Erden hatte, gehen dort nicht verloren; selbst ihre "Fehler" waren liebenswert und bestimmt keine, die Gott ihr genommen hat: allen voran die Freude am Reden, von der sie sagte, dass es ihre Schwäche sei. Für mich, die ich nicht viel rede, war es eine bewunderswerte Stärke. Denn abgesehen davon, dass ihr nie die Gesprächsthemen ausgingen, konnte sie auch zu einem Unrecht nicht schweigen. Dazu gehört nicht nur Eloquenz, sondern auch Mut. Wo andere sich zurückzogen und lieber den Mund hielten (auch ich), hat Mama sich nie gescheut, ihren aufzumachen.

 


Einige meinen vielleicht, ich würde sie glorifizieren, auch in meinem Buch "Shalom Mamele". Da hörte ich hin und wieder Stimmen, die sie "so nicht gekannt hatten." Andere wiederum sagten mir, dass sie genau so sei und ich sie unglaublich treffend beschrieben habe. Als Tochter, die ich bin, habe ich meinen Eindruck von ihr mir gegenüber gegeben, und der war immer positiv und schön. Ich bin voller Dankbarkeit, dass ich so tolle Eltern habe. 💕💕💕 Das einzige Negative, das mir einfällt, war der Arrest in der Besenkammer, als ich etwa fünf oder sechs Jahre alt war. Ich muss sie da schon sehr genervt haben, und es tat ihr hinterher auch leid. Einmal habe ich sie darauf angesprochen, viele Jahre später. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern... Immer war sie da für mich, teilte Freude und Sorgen und half, wann und wo immer man sie darum bat. 

Ich denke, man glaubt mir deshalb oft nicht, weil es Menschen wie sie nicht viele gibt. Menschen mit unsichtbaren Flügeln schon auf der Erde. Sie ließ mich meine eigenen Schlachten kämpfen, doch wenn ich nicht mehr weiterwusste, war sie zur Stelle. Zuverlässig, voller Liebe und Wärme. Wobei ihr wichtig war, meine Eigenständigkeit zu respektieren. 

 


 

Ich würde mir wünschen, dass einiges, was ich über sie schrieb und noch schreibe, von ihr gelesen werden könnte. Dass sie es auf irgendeine Weise erfährt, wie wertvoll sie mir ist als Mama, und vor allem als Freundin, die sie uns Kindern immer sein wollte und auch war. Dass ich sie so sehr liebe und sie nicht vergessen möchte, ihre Stimme, ihren Duft, ihre Berührungen. Ich träume selten von ihr (schade!), aber wenn, dann sind es Träume, die mir Mut machen, weil wir wieder zusammen sind, ganz selbstverständlich. Zum Beispiel unterwegs in den Urlaub. Ohne ein "Bis wir uns wiedersehen!" - obwohl auch das schön wäre und ich die in meiner Trauergruppe ein bisschen beneide, die "eindeutige" Zeichen erhalten.

Die letzten Wochen waren für uns als Familie kräftezehrend und ein Alptraum. Bis heute können wir nicht darüber sprechen, ohne zu weinen. Bilder und Situationen bleiben im Kopf, und manchmal scheinen sie uns zu überwältigen. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit, die wir dem Krankenhaus gegenüber fühlten in der Zeit, kann man schlecht erklären. Warum es so war, ist uns ein Rätsel. Antworten bekommen wir in dieser Welt vermutlich nicht mehr. Darum spielt Akzeptanz eine große Rolle, und die anzunehmen, ist nach dem, was passiert ist, schwer. Wir hatten es immer gut als Familie. Selbst durch Krisen gingen wir - wenn schon nicht gestärkt, dann doch um eine Erfahrung reicher. Auf diese hätten wir gern verzichtet. Mama fehlt, und das wird hier nie aufhören. 

 



So schön wie es auf dieser Welt sein kann (wir haben es erlebt), ist mir doch klar, dass es etwas jenseits davon gibt, ein Ort, zu dem Mama uns vorausgegangen ist und in dem es so schön ist, dass wir Menschen uns den Himmel nicht vorstellen können, bis wir eines Tages selbst ankommen. Und irgendwie passt das trotz aller quälenden Fragen: Sie war uns häufig um eine Nasenlänge voraus, egal, um was es sich handelte.
 

 

 

 

 

Montag, 1. September 2025

Versuch eines Reviews von "The Life of Chuck" (2024) nach Stephen King

 Hmm... es wird schwierig. Ich muss gestehen, dass ich auf den Trailer (die Vorschau) des Films hereingefallen bin. Und darauf, dass Tom Hiddleston die Hauptrolle spielt und eine siebenminütige flotte Sohle zu Straßenmusik aufs Pflaster legt. Ich versuche trotzdem, eine Meinung und etwas vom (für mich) wirren Inhalt widerzugeben. Immerhin war es das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass ich ein Kino besucht habe. Und ich war sehr froh, dass der Film noch irgendwo lief, bin ich doch bekennender Hiddles-Fan. 

 

 

Inhalt und Meinung: Jedes Leben ist ein Universum, lautet der Untertitel des Films. Und genau an dem Tag, an dem Charles "Chuck" Krantz mit 39 Jahren das Zeitliche segnet, geht nicht nur sein Leben, sondern auch das Universum zu Ende. Das aber mit einer Ruhe, Gelassenheit und Surrealität, dass man die Apokalypse erst bemerkt, als die Sterne und Planeten über Martin und seiner Exfrau Felicia explodieren und Martin abrupt das Wort abgeschnitten wird. Währenddessen und davor taucht überall das Konterfei des Buchhalters Chuck auf - auf Werbeplakaten, als Graffiti ("Thanks Chuck!"), im störungsanfälligen Fernsehen und sogar als Hologramm in allen Häusern der Stadt. Doch merkwürdigerweise kann sich keiner der Bewohner an Chuck erinnern, der doch jedes ihrer Leben gekreuzt hat.

Der Film gliedert sich in drei Absätze und läuft rückwärts, d. h. von Chucks Tod bis zu seiner Kindheit, in der er beide Elternteile verlor und von den Großeltern in einer amerikanischen Kleinstadt aufgezogen wird. 

Die ersten beiden Absätze fand ich stimmig - Chucks Kindheit und Jugend, seine Liebe zum Tanz, die Beziehung und die Prägungen zu seinen Großeltern und das Gespräch mit seinem Sabah / Opa, in dessen Fußstapfen er schließlich tritt, weil auch Mathematik eine Kunstform ist, wie der Opa sagt. Die plakativ esoterische Lehrerin, die Chuck erklärt, dass in seinem Kopf ein ganzes Universum Platz hat. Chucks großer Tag, als er mit seiner Tanzpartnerin einen neuen Move präsentiert und danach voller Endorphine ins Freie rennt. Und ich fand sogar das mysteriöse Turmzimmer interessant, nachdem mein Papa, der mit im Kino war, es mir erklärt hat.

 

Gehn wir zu mir oder vor die Hunde?
 

Doch der erste bzw. letzte Absatz war mir zu abstrus. Leider war Tom Hiddleston nur selten zu sehen und hat auch wenig Text. Dafür ging es um Martin und Felicia und die Endzeitstimmung, und das war mir oft zu mystisch. Vielleicht ging es ja um Chucks Universum, das zerfällt mit seinem Tod. Denn wie gesagt, hat ja jeder Mensch ein ganzes in seinem Kopf. Vielleicht hat sich Chucks sterbende Welt noch in den letzten Zügen bedankt, dass sie in seinen Gedanken existiert hat. So muss es gewesen sein. 

Die Botschaft des Films habe ich dennoch irgendwie nicht verstanden, obwohl mir schon klar ist, dass jeder Mensch einen einzigartigen Weg geht und dabei das Leben vieler anderer streift und bestenfalls emotional oder prägend berührt. Und dass sich viele Situationen und Dialoge von verschiedenen Menschen wiederholen ("Gehen wir vor die Hunde? So'n Scheiß!"). Aber war Chuck dafür ein gutes Beispiel? Immerhin hat er das Beste aus seinem kleinstadt-miefigen Leben gemacht. Als er nach Feierabend zum Rhythmus eines mitreißenden Schlagzeugs tanzt und hinterher nicht weiß, warum er es gemacht hat, war es doch wohl so, dass Tanzen ein größerer Traum von ihm war als Buchhaltung, aber er konnte es nicht sagen. Sein Leben war trotzdem erfüllt. Denn offenbar war er auch ein guter Buchhalter, Vater und Ehemann. Vielleicht war das die Botschaft. Dass man nichts Großes erreichen muss, um wunderbar zu sein. Und dass mit jedem irdischen Abschied ein bisschen Weltuntergangsstimmung herrscht.

 


 

 Im Nachhinein und nach einer Nacht, in der ich nochmal über den Film nachgedacht habe, fällt mein Urteil milder aus als kurz nach dem Kinobesuch. Ich war nämlich ziemlich irritiert von dem Gesehenen. Gelohnt hat sich "The Life of Chuck" aber auf jeden Fall für die megageile Tanzeinlage. 

 

 Bewertung: 💫💫💫