Meine Oma mütterlicherseits hat heute Todestag. Sie ist nicht alt geworden - gerade mal Anfang 60, und schon länger nicht mehr da als mein halbes Leben. Und trotzdem habe ich noch lebhafte und gute und schöne Erinnerungen an sie - in den letzten Jahren leider nicht mehr, als sie schon von ihrer Krankheit, Schmerzen und Medikamenten gezeichnet war. Leider habe ich sie dann auch nicht mehr häufig besucht; etwas, das mir heute ein bisschen wehtut.
Oma macht Party |
Ich habe sie gern in Erinnerung, wie sie vorher war: Warm und weich und
nach Kernseife duftend und so richtig zum Anlehnen und
Reinfallen-lassen, wenn man Kummer oder sich das Knie aufgeschrammt
hatte. Zu meiner Zeit waren das die Omas noch, weich und altmodisch, mit
Kittelschürze und Brille und gern auch mit mehr auf den Rippen als
notwendig. Ich komme mir gerade richtig alt vor, wenn ich bedenke, wie
die Großmütter heute aussehen - wenn sie sich überhaupt "Oma" nennen
lassen.
Nicht nur im Aussehen war meine Oma Dorle eine Wolke. Als gelernte
Hauswirtschafterin war sie unübertroffen und gnadenlos perfekt im
Handarbeiten, Putzen, Kochen, Backen und Ordnung halten. Ihre
Mittwochvormittage, in denen sie bei uns zuhause mein Zimmer blitzblank
geputzt hat, waren immer heiß ersehnt von mir.^^ Wenn ich von der
Schule kam, wusste ich schon in wohliger Vorfreude, dass ich mal wieder
eine ganz neues Raumgefühl erleben würde. Auch, wenn ich mittlerweile weiß, dass meine Mama häufig darunter gelitten hat, ihren Gutsherrenanforderungen nicht gerecht geworden zu sein.
Von ihrer Kochkunst und der Küche will ich gar nicht reden, und tu' es
jetzt doch: ihre selbstgeschabten Spätzle und der Sauerbraten mit
Endiviensalat (mit Vorliebe von uns in die Bratensoße getunkt) lassen
mir heute noch das Wasser im Mund zusammenlaufen. Bei Familienfeiern
musste dieses Gericht unbedingt auf den Tisch. Speziell für mich hat sie
öfter Griesknöpflen gebacken, weil das nicht jeder mochte - und auch
daran denke ich mit Wehmut. Weil, egal, woher man das Rezept bekommt
oder wer es zubereitet: so wie bei Oma schmeckt's nie mehr.
Sauerbraten und Spätzle à la Oma |
Schade, dass ich beide Omas recht früh verloren habe. Vor kurzem starb die Mutter meiner angeheirateten Tante mit 91 Jahren, die für mich irgendwie ein kleiner Oma-Ersatz war. Wir haben uns nicht oft gesehen, aber sie war so nett, gewitzt, unternehmungslustig und fit bis ins hohe Alter, und zudem so, wie ich mir eine Oma vorstelle. Irgendwie ein bisschen traurig, dass es die Kittelschürzen-Generation wohl bald nicht mehr geben wird.
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