I solve crimes and blog about it

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Montag, 17. Februar 2025

Eden ~ ein Gedicht (wie immer ohne KI - ausgenommen der Bildhintergrund)

 

Eden
 
Im Garten Eden, da fühl' ich mich zuhaus'
Viele meiner Lieben gehen dort ein und aus
Mama ist dort, und Joschi und Knitz,
Lasst mich euch sagen, das ist kein Witz
Sie haben ein neues sorgenfreies Leben
das ihnen der Schöpfer hat gegeben
 
Sie warten auf mich, geduldig und froh
Und glücklich sind sie sowieso
Sie lachen und spielen den ganzen Tag,
ein jeder tut dort, was er mag.
 
 

 
Es gibt kein Gendern und kein Streit,
dafür Vielfalt und Liebe in Ewigkeit
Was für ein Segen, dass ich daran glaube
Denn bin ich erst dort, kommt zu mir eine Taube
Mit einem Ölzweig im Schnabel sagt sie Willkommen
Die anderen sind da, wo du sie vernommen
 
Für immer vereint in der himmlischen Stadt
Wo jeder seinen Frieden hat.
Das wär' zu schön, um wahr zu sein?
Dann komm doch mit, Gott lädt dich ein.
 
 

Donnerstag, 13. Februar 2025

Roman und Silvanus ~ Tolle Gerichte zaubern mit dem Römertopf.

 Seit Mama nicht mehr da ist, koche ich öfter als früher. Das ist notwendig, weil Papa sonst nichts Gescheites isst und er ohnehin ziemlich abgenommen hat in den letzten Monaten, die so schwer für uns waren. Vielleicht tue ich ihm da unrecht, aber er würde sich ein Brot schmieren und gut is(s). Das Kochen stellt mich und meine Schwester vor Herausforderungen. Gesund und abwechslungsreich soll das Essen sein, so wie wir es von Mama gewohnt sind, die ja Ernährungsberaterin war (und im Himmel bestimmt immer noch ist). 


Roman trage ich auf Händen.

Im Zuge des Aussortierens von Mamas Sachen (was uns immer noch schwerfällt - aber sie hat jetzt viel schönere Dinge, mit denen sie sich umgibt und an denen sie Freude hat) stieß ich auf ihre Römertöpfe, mit denen sie vor der Ernährungsumstellung durch Dr. Weiss mehrmals in der Woche Fleisch zubereitet hat. Das war, als Mama und Papa jung verheiratet waren. Ich kann mich nicht mehr an die Zeit erinnern, als es très chic war, mit dem Römertopf zu kochen, aber Papa hat davon geschwärmt, wie zart besonders das Geflügel war, das darin geschmort wurde. 

Mama besitzt zwei Römertöpfe - eine rohen (Roman) und einen glasierten (Silvanus - nach dem römischen Gott der Landwirtschaft. Die Namen habe ich ihnen gegeben). Beide standen Jahrzehnte geduldig und unbenutzt im Schrank. Mir gefiel die Idee, dass schon die alten Römer mit so etwas geschlemmt hatten, und unter uns: ein findiges Völkchen waren sie, die Römer. Progressiv und erfindungsreich. So ist es auch kein Wunder, dass die Zubereitung im Römertopf  nicht nur gesund und schonend ist. Bei sachgerechtem Wässern vor Gebrauch brennt auch nichts an. Fleisch und Gemüse werden durch die abgegebene Feuchtigkeit der Keramik schön saftig und bissfest. Verkochtes, das ist ein Fremdwort für Roman und Silvanus. 


Rinderrouladen mit Kartoffeln.


Nachdem ich die tiefgefrorenen Rinderrouladen als Premierenrömertopfgericht auf den Tisch gebracht hatte, waren alle so begeistert von Geschmack und Aussehen, dass mir Frank für das zweite Gericht ein Biohuhn anvertraut hat mit der Bitte, es schön kross zu braten wie seinerzeit seine Oma. Obwohl ich das Rezept in einem alten Kochbuchklassiker aus den 1960er Jahren (erstanden auf Ebay) nachgelesen habe, wurde es nicht wirklich knusprig. Das war eine kleine Enttäuschung, und ich hätte mir sehr gewünscht, die Oma noch fragen zu können, wie sie es gemacht hat. Oder Mama, die bestimmt auch gewusst hätte, wo der Fehler lag. 

Der zweite Versuch mit Hähnchenschenkeln gelang etwas besser, allerdings immer noch suboptimal. Ich gebe aber nicht auf. Irgendwann präsentiere ich ein knackiges Brathuhn, besser als von jeder Imbissbude.

Ich bin echt froh, dass ich Roman nicht weggegeben und stattdessen seine Qualitäten entdeckt habe. Nach der langen Zeit im dunklen Schrank hat er das mehr als verdient. Und ich traue mich endlich an mehr Fleischgerichte heran als nur Hackbraten. Selbstverständlich kann man auch Fisch und vegetarische Gerichte im Römertopf zubereiten. Als nächstes habe ich mir Forelle blau vorgenommen, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich das emotional auf die Reihe kriege...


Silvanus kann auch Brot backen.

Die Reinigung hatte ich mir viel komplizierter und aufwendiger vorgestellt, als sie tatsächlich ist. Im Kochbuch wird ein spezieller Schwamm empfohlen, der jedoch vom Markt verschwunden ist (und das, wo ich erstaunt bin, wie viele Menschen noch mit dem Römertopf hantieren und ihn als treuen Küchenbegleiter nutzen - die Römertopfgruppe auf Facebook hat über 20 000 Mitglieder!). Macht nichts, denn Wasser und eine Spülbürste erfüllen den Zweck ebenso gut. Ganz aus der Mode geraten ist der Römer trotz Schnellkochtopf und Thermomix übrigens keineswegs. Roman (mit den Verzierungen und dem Schriftzug der Firma Bay) ist für ca. sechzig Euro immer noch erhältlich.

Ich bin total happy mit meiner neuen Kocherrungenschaft und wünschte nur, ich könnte Mama davon erzählen und mit ihr zusammen Rezepte ausprobieren. Sie würde laut lachen, dass ich nach fast fünfzig Jahren etwas von ihr gefunden habe, was schon lange in Vergessenheit geraten ist. Typisch Ninchen, hör' ich sie sagen. 



Sonntag, 9. Februar 2025

Ein Gedicht für Mama

 

Für Mama. 
 
Manchmal, wenn ich nach Hause komme denk' ich, du wärst da. 
Und möchte so gern glauben, es wär' wahr.
Das Haus ist leer, du bist fort
an einem wunderschönen Ort.
Ich fühl' mich fremd, will bei dir sein
Und bin im Herzen wieder klein.
Das Kind, das ich einst war, macht mir jeden Tag aufs Neue klar:
Ich sehne mich nach dir,
nach deiner Liebe, die so ganz besonders war.
 
 

 
Das ist sie immer noch, denn sie kann nicht vergehen.
Und dennoch wünsche ich mir nichts mehr, als dich im Himmel wiederzusehen.
Dass deine Arme mich umschließen
und du mir sagst:
Es ist kein Traum, alles ist wahr. Es werden keine Tränen fließen.
Komm mit, hier darfst du alles sein, 
selbst wieder Kind
Weil wir im Herzen alle Kinder Gottes sind. 
 
 
Miss you so much, Mamele! 💕💕💕
 
 

Freitag, 24. Januar 2025

"Das Bildnis des Grafen" ~ neues, selbstgestaltetes Cover

Es musste sein: der Graf bekommt sein... Moment ... siebtes neues Kleid. Manchmal schäme ich mich, dass ich so unbeständig bin, was meine Cover angeht, sind sie doch oft in Farbe und Design ein Erkennungsmerkmal für den Autor. Das gilt allerdings eher bei weiß-grau-schwarz-blutigroten Thrillern, die - wie ich finde - immer gleich aussehen, so dass man mittlerweile genau hingucken muss, um seinen Lieblingsschriftsteller ausfindig zu machen. 😏

Jedenfalls habe ich mich für ein Cover entschieden, das nicht nur unheimlich und mystisch wirkt und somit zum Inhalt passt, sondern mir auch so gut gefällt, dass ich in der Buchhandlung sofort danach greifen würde (unter uns: mich würde schon allein der Titel neugierig machen).

 

 

Das Haus könnte Escaray Hall oder Whitehurst Manor sein, wobei letzteres ja eher eine nüchterne Architektur vorzuweisen hat; etwas, das Escarays Butler als einen der vielen Gründe zur Missgunst interpretiert. 

Was mich besonders freut, ist, dass es auch bei meinen Freunden und Bekannten auf Wohlwollen stieß. Schrift, Layout und eben auch das Foto seien sehr gut gewählt und würden das Gruselige im Roman unterstreichen. Auch die Rückseite kann sich sehen lassen. Oft hat man beim Klappentext das Problem, dass einige Buchstaben mit dem Hintergrund verschwimmen, wenn man keine grelle Schriftfarbe wählen möchte. Hier ist alles paletti, und das auf Anhieb. Ich hatte wirklich keinen großen Aufwand, und trotzdem ist das Buch jetzt perfekt für mich. Um den Klappentext zu lesen, Bild anklicken:



An dieser Stelle bedanke ich mich bei sananthropis auf Pixabay, wo ich das Foto gefunden und anschließend etwas abgeändert habe. Diese Plattform ist einfach eine Supersache für Autoren, die ihre Artikel und Romane mit lizenzfreien Bilder versehen, um sie zu einem Blickfang zu machen. Gern würde ich dort auch ein paar meiner Fotos hochladen und zur Verfügung stellen, aber ich fürchte, Handyfotos sind nicht genehmigt.






Freitag, 3. Januar 2025

Zwölf Jahre "I solve crimes and blog about it" !

 Happy Birthday to my Blog! Kaum zu glauben, doch heute betreibe ich ihn seit zwölf Jahren! 🎂 Ich hätte mir nie zugetraut, dass ich so lange durchhalten würde! Vor allem in der Startphase nicht, die nicht einfach war aufgrund persönlicher und beruflicher Veränderungen. 

Ich hatte mich gerade halbwegs von meiner Depression erholt und mir vorgenommen, einen Blog zu führen, damit meine schriftlichen Fähigkeiten nicht völlig einrosten. Eigentlich war er eine Art Notnagel, eine Möglichkeit, mich auszudrücken, ohne Druck oder Angst vor Kritik, was bei meinen Romanen und den Artikeln, die ich seinerzeit für ein Online-Portal verfasste, immer gegeben war. Damals ging es mir wirklich sehr schlecht, und ich war extrem dünnhäutig. Durch den Blog gewann ich wieder etwas Selbstvertrauen, wenn auch der Löwenanteil meinem Mamele zufällt, die mich ermutigt und bestärkt hat, andere Wege zu gehen und mir auch in praktischer Weise aus meinem Tief herausgeholfen hat.

 

Tommsel / Pixabay

 

Es ist für mich trotzdem etwas Besonderes, diesen Blog immer noch zu pflegen, denn ich bin bekannt dafür, dass ich zwar schnell für eine Sache entbrenne, aber fast genauso schnell die Lust daran verliere. Inzwischen ist "I solve crimes and blog about it" so etwas wie meine virtuelle Visitenkarte, die - im Gegensatz zu meiner obligatorischen, aber kaum frequentierten Homepage - nie statisch bleibt. Neben Büchern und Filmen, die nach wie vor das Hauptthema meines Blogs bilden, hat er sich vor allem im letzten Jahr als eine Art Tagebuch bewährt, das nicht allzu intim, aber doch ausführlich meine Gedanken zu Mamas unerwartetem Heimgang wiedergibt - mit Gedichten und Berichten, die mir helfen, alles halbwegs zu verarbeiten, sofern das möglich ist. 

 



Mein erstes Bloggerjahr war dennoch das intensivste - ich erinnere mich, dass ich zuweilen zwei Berichte pro Tag verfasst habe. Meine Themenauswahl war nicht festgelegt. Erst mit der Zeit stellte sich heraus, dass ich am liebsten Rezensionen blogge über Bücher und Filme, die ich mir zu Gemüte geführt habe. Meist abseits des Mainstream, denn irgendwie liegt mir das eher Unbekannte mehr, oder auch Autoren und Filme, die weniger Aufmerksamkeit erhalten als Neuerscheinungen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. In diesem Sinn freue ich mich darauf, weitere Artikel zu schreiben. 

Ein gutes und gesegnetes 2025 wünsche ich euch!


Samstag, 14. Dezember 2024

"Shalom Mamele" als Hörbuch. Jetzt vorbestellbar!

 "Shalom Mamele" wird ab dem 21.12.2024 als Hörbuch verfügbar sein. Vorbestellungen und eine Hörprobe gibt es unter folgendem Link: Shalom Mamele Hörbuch

Ich bedanke mich sehr herzlich bei meiner Sprecherin Veronika Huke, die den Text mit soviel Empathie und Freude liest, dass man gebannt zuhört, und beim Audio-Paradies-Verlag für die angenehme Zusammenarbeit. 💝

 


Veronika und ich sind richtige Freundinnen geworden während der Produktion. Das war eine neue und schöne Erfahrung. Als Sprecherin kann ich sie allen empfehlen, die ihr Buch in eine ansprechende Audio-Form bringen möchten. Sie liest gerne Geschichten aus dem Leben, und als Mutter von zwei Kindern auch Kinder- und Jugendbücher. "Shalom Mamele" hat ihr so gut gefallen, weil sie das Besondere in unserem Leben als Familie und mit Mama als Mittelpunkt erkannt hat. 

Ich freue mich über Bestellungen und auch, dass der Veröffentlichungstermin zeitnah auf Weihnachten fällt - das Buch ist ein tolles Geschenk für interessierte Hörer. Wer jetzt vorbestellt, kann vielerorts Rabattaktionen nutzen. Herunterladen kann man es auf allen gängigen Kanälen wie Audible, Spotify etc, aber auch in großen Buchhandlungen. Es ist mein erstes Hörbuch, und da es zudem mein persönlichstes ist, eine besondere Ehre. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk!




Samstag, 7. Dezember 2024

Weihnachten... wieder einmal anders.

Die Adventstage und auch Weihnachten sind für uns schwer geworden. Ich denke so oft an die Dezembertage mit Mama, die sich um diese Jahreszeit immer sehr gefreut hat, weil man die Geburt unseres Erlösers feiert. Viel gemacht haben wir an Weihnachten seit Omas Tod vor vielen vielen Jahren nicht mehr; vielleicht waren wir durch unseren Bastel-Laden, den wir jedes Jahr üppig dekoriert haben bis zu seiner Schließung vor elf Jahren, auch ein bisschen müde, Lichterketten aufzuhängen und Bäume zu schmücken. Das tat unserer Stimmung jedoch keinen Abbruch. Bis vorletztes Jahr besuchten wir Weihnachtsmärkte, um dort eine Kleinigkeit zu essen, und wir haben viele Gespräche geführt, die sich um das Wunder von Weihnachten drehten. So gern hat sie die morgendlich ausgestrahlten tschechischen Märchenfilme angeschaut; zusammen mit Papa wurde das ein richtiger Marathon - jedes Jahr. Dass es häufig Wiederholungen waren, hat sie beide nicht gestört. Außer das Aschenbrödel behielt man die Handlung meist eh nicht.

 

Mamas Patchworksterne

 

Ich habe sogar angefangen, wieder Plätzchen zu backen. Damals - vor zwei Jahren - war ich noch überzeugt, dass wir die Krise überstanden hatten und war Gott so sehr dankbar für seine Führung. Es ging Mama auch tatsächlich besser bis zum Sommer 2023, der so schlimm war für uns. Auch deshalb ist es so unverständlich, wie es letzten Endes doch gekommen ist. 

Dieses Jahr haben wir uns wenigstens dazu aufgerafft, den ehemaligen Schaufensterbereich und das aktuelle Art-Café zu erleuchten, und ich möchte eventuell auch mal wieder Plätzchen backen. Das wird nicht so einfach, denn bei Papa wurde im November ein erhöhter Blutzuckerwert festgestellt, der wohl unseren "Trost"-Abenden mit Schokolade und Toffifee zu verdanken ist. Vorher hatte er keine Probleme damit. Aber irgendwie wird es schon gehen. Kochen ist schwieriger geworden seitdem, und dabei hat Papa so viel abgenommen, seit Mama nicht mehr da ist. Sie hätte mit Sicherheit gewusst, was zu tun ist, hat sie doch stets auf gesunde Ernährung geachtet, ohne zu verzichten. Soll heißen, es gab auch Süßigkeiten. Aber eben in Maßen. 

 


Meine Weihnachtskarten habe ich geschrieben - es sind um die dreißig und damit mehr als vermutet. Aber es war mir wichtig. Von einer lieben Nachbarin gab es sogar einen Nikolaus in Form von einem süßen Schneemann und Leckerlis für die Buben. Das war so unerwartet, dass ich fast geweint habe vor Freude und Rührung. An Weihnachten selbst ist Frank da, der sich dieses Jahr als unser Glücksmensch und Anker erwiesen hat. Seit dem Frühjahr kommt er regelmäßig für zwei Tage in der Woche, um uns zu helfen mit dem Rollladenshop und als guter Freund, der er schon seit den 1990ern ist, als er bei uns gewohnt hat. Er genießt die Zeit bei uns auch, da er eine Familie in unserem Sinn nicht kannte. Und er bringt uns oft zum Lachen und hat einen guten Draht zu Papa, mit dem er abends die Champions League schaut, obwohl Papa kein Fußballfan ist. Ihm gelingt es auch eher als uns Kinder, Papa zu motivieren, etwas zu tun oder Veränderungen zuzulassen wie z.B. ein neues Sofa, das wir bzw. die Eltern schon lange gebraucht hätten, auf das zugunsten der kleinen Katzen aber vor drei Jahren verzichtet wurde. Das tut gut in einer eher traurigen Zeit. Vielleicht kramen wir mal wieder Trivial Pursuit aus der Kommode, das wir traditionellerweise zu viert in Teams an Heiligabend gespielt haben. Was wir dabei oft gelacht haben! Mama am lautesten.


Mit Frank in der Küferschänke.

Überhaupt, unsere Freunde sind ein echter Segen. Am 20. sind wir bei Bea und Agi eingeladen, die uns in den Monaten nach Mamas Heimgang auch viel geholfen haben mit ihren Gesprächen und Zuhören an Beas gemütlichem Esstisch. Wie Silvester aussieht, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich feiert Frank woanders. Es gibt auf jeden Fall kein Raclette. Das Set wollte ich im Sommer letzten Jahres zum Mitnehmen auf die Straße stellen, habe es mir dann aber doch anders überlegt. Trotzdem birgt es noch schmerzliche Erinnerungen, wie alles, was mit Mama zu tun hat. Vor kurzem rief eine alte Freundin von ihr an, um sich für mein Buch "Shalom Mamele" zu bedanken, das ich in Mamas großem Bekanntenkreis verschenkt habe. Sie hat sich so herzlich bedankt und war so fest überzeugt, dass Mama, die sie während des Lesens immer vor sich sah, sich über dieses lebendige Andenken im Himmel einen Ast freut. Das hat mich sehr gerührt, denn so überschwenglich kenne ich die norddeutsche Freundin gar nicht. 

Das Buch wird voraussichtlich noch im Dezember als Hörbuch erscheinen; spätestens im Januar. An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei meiner Sprecherin Veronika Huke vom Audioparadies-Verlag, die von sich aus Kontakt mit mir aufnahm, um mich zu fragen, ob ich Interesse daran hätte, Mamas Geschichte zu vertonen. Du hast großartige Arbeit geleistet, Veronika! 💖

Den genauen Erscheinungstermin gebe ich hier und auf Facebook bekannt.




Donnerstag, 28. November 2024

Weihnachtskarten verschicken. Und der Versuch von Dankbarkeit.

Ich will dieses Jahr Karten schreiben, bzw. meine Familie. Eigentlich halte ich den Brauch für fast überflüssig, denn am nächsten Weihnachten kann man sich in der Regel nicht mehr an die Grüße vom vorigen Jahr erinnern, sofern man die Karte nicht aufgehoben hat (ein paar schöne aus dem Ausland habe ich noch, aber ich neige nicht (mehr) zur Sammelleidenschaft).


Fleißiges Elferlein

 

Dennoch haben wir beschlossen, dieses Jahr an Freunde und Bekannte unsere Dankbarkeit auszudrücken mit guten Wünschen auf einer schönen Karte. Die Unterstützung, die uns in der schweren Zeit zuteil wurde und immer noch wird, bedeutet uns sehr viel. Und erstaunlicherweise habe ich beim Erstellen der Liste festgestellt, dass es viel mehr Menschen sind, als gedacht, die uns zur Seite stehen und sich nicht - wie andere - zurückziehen. Viele haben wir regelmäßig besucht oder zu uns eingeladen, gute Gespräche geführt und auch mal gelacht. Manche haben es sogar darauf angelegt, uns zum Lachen zu bringen. Und das hat wirklich gut getan, auch wenn die Unbeschwertheit von früher weg ist und auch nicht mehr in der Form kommen wird, als Mama noch da war.

 


Es sollen keine 08/15-Wünsche sein, sondern für jeden ein individueller Gruß mit Worten der Wertschätzung. Umso mehr, weil wir von den Besuchen, Einladungen und Anrufen von Menschen, die überwiegend aus Mamas Freundeskreis stammen, überwältigt waren. Wir sind nicht so kontaktfreudig wie sie, und doch tut uns Gesellschaft gut. Ein bisschen haben wir uns vielleicht sogar erholt - nach mehr als einem Jahr kommt die Trauer immer noch mit unerwarteter Wucht - und man kann sagen, dass wir recht gut zurechtkommen zu dritt. Nicole hat sogar das Art-Café ein bisschen weihnachtlich dekoriert, nachdem uns letztes Jahr nicht danach zumute war. Wenngleich es immer wieder Situationen gibt, die nicht nur heraus- , sondern gelegentlich auch überfordern. 

 

 

Gott in all dem zu finden, was wir letztes Jahr durchmachen mussten, ist immer noch schwer. Ich habe hoffentlich nicht den Glauben verloren - brauche ich ihn doch, um Mama wiederzusehen. Denn dass sie bei Jesus ist, weiß ich ganz sicher. Wären da nur nicht die Zweifel und die Fragen, weshalb er es zugelassen hat, dass wir als Familie so auseinandergerissen wurden. Man sagt ja, dass Gott einen nicht mehr loslässt, wenn man sich für ihn entschieden hat, und dafür bin ich dann doch dankbar. 

So wie für die Freunde, die da sind, wenn wir sie brauchen. Das ist nämlich keine Selbstverständlichkeit, erst recht nicht, wenn man berücksichtigt, dass es keine "First-Hand-Friends" sind.


Samstag, 23. November 2024

Die KI (Künstliche Intelligenz) - ein witziges Spiel

 Sie ist in aller Munde, und auch häufig in Apps im Einsatz: die KI. Obwohl sie für mich als Kunstschaffende und Autorin ein wertvolles Tool wäre, habe ich sie bisher kaum genutzt. Wie man Texte mit ChatGPT "veredelt", erschließt sich mir bis heute nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Was mir allerdings gut gefällt, ist die Bildbearbeitung von Porträts. Sicher wird sie gern zur Covergestaltung genutzt, und hätte es sie früher gegeben oder ich eher davon gewusst, hätte ich sie bestimmt das eine oder andere Mal verwendet.

 

 

Dieses Foto ist ein Beispiel, was so eine App alles möglich macht. Es zeigt mich im typischen Hollywood-Divenlook der 1950er Jahre (Audrey Hepburn?), und auch, wenn es ein wenig steif und unecht wirkt, finde ich es recht gelungen. Besonders fasziniert hat mich ein Versuch mit Mamas Foto als junges Mädchen, das ich durch die KI gejagt habe. Das Ergebnis war so schön, dass ich für einen Moment sprachlos war, denn es zeigt Mama nicht so, wie sie auf dem Foto aussieht (im geblümten Sommerkleid und in die Kamera lächelnd), sondern so, wie ich sie noch als ganz junge Mutter in Erinnerung habe, mit ihren schelmischen Grübchen und ihrem wunderschönen Mund, der so charakteristisch für sie ist. Dass sie kein Kleid mehr anhatte, habe ich der KI verziehen, muss das Bild hier jedoch etwas zurechtstutzen, um nicht so viel nackte Haut zu zeigen.

 


Fast habe ich weinen müssen, weil es so lebendig wirkt und Mamas Wesen so gut eingefangen hat. Ich kann jetzt verstehen, dass die KI ein beliebtes Werkzeug ist bei Kulturschaffenden, die sich scheuen, reale Menschen abzubilden und sie stattdessen mithilfe von speziellen Apps bzw. Programmen verfremden. Oft erscheint das Ergebnis ganz anders. Doch wie gesagt, Mama sieht sich dermaßen ähnlich, nur um ein paar Jahre älter (auf dem Foto unten ist sie siebzehn). Andere, die sie nicht persönlich kennen, hätten es jedoch nie bemerkt. Und das ist irgendwie das Verblüffende an KI. Auch bei Texten - wurde mir gesagt - sind die Ergebnisse sehr gut formuliert; besser vielleicht, als ein linguistisch gebildeter Geist es hinbekommen hätte. Kein Wunder, dass Schriftsteller verärgert sind und gerichtlich gegen KI-Schreiberlinge vorgehen, die durch eine schlichte Angabe für ihr Programm deren Stil kopieren.


Das Originalfoto

 

Wie weit entwickelt die KI mittlerweile ist, überrascht mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich die verschiedenen Funktionen meiner App ausprobiere. Allerdings nur zu privaten Zwecken. Dass ich sie kommerziell nutze, kann ich mir momentan nicht vorstellen, und doch spiele ich nach anfänglicher Skepsis gern damit. Wohlgemerkt, ich möchte nicht mehr damit machen. Ein Cover irgendwann vielleicht, wenn ich mal wieder schreiben sollte und mir eine Gestaltung sichern möchte, die lizenzfrei und trotzdem ansprechend ist. Dafür ist die KI ein wirklich gutes Hilfsmittel. Ich weiß, dass sie in anderen Bereichen inzwischen viel weiter ist und auch dort eingesetzt wird, wo es "einfache" Leute wie ich gar nicht für möglich halten würden oder es überhaupt bemerken. Das macht mir ein bisschen Angst für die Zukunft, in der die KI und Roboter die menschliche Schöpferkraft allmählich in den Hintergrund drängen könnten. 


Das bezauberndste Lachen


Ich bin kein Freund von KI, weil ich finde, dass Kunst Kunst bleiben muss - handgemacht und individuell. Die Handschrift des Künstlers muss sichtbar sein. Ich erinnere mich an ein Experiment mit einer unvollendeten Symphonie von Beethoven - Fachleute meinten, der KI-Komposition fehle trotz ihrer Perfektion die Seele. Vielleicht kann man das so sagen, aber wenn ich ehrlich bin, hat für mich das KI-Porträt von Mama Seele - ihre ganz eigene, schöne. 



Freitag, 18. Oktober 2024

Warum spricht niemand über Mama?

 Mein Leben hat sich verändert ohne Mama. Kein Zweifel, nicht zum Besseren. Ich bin oft sehr traurig, und oft weine ich auch. Sie fehlt mir unendlich. Viel mehr, als ich es mir je hätte vorstellen können, habe ich mich doch nie als "Mama-Kind" betrachtet. 


Demnächst auch als Hörbuch.

 

Sie war / ist mir viel mehr als Mama. Als es mir aufgrund meiner Depression so schlecht ging, wollte sie meine Freundin sein. Und das ist sie. Je länger sie fehlt, desto mehr wird mir bewusst, wie wertvoll nicht nur ihre Liebe und Fürsorge waren, sondern auch ihr Wissen in ganzheitlicher Naturmedizin. Mit dem sie letztendlich dem Grund meiner Depression auf die Schliche kam. 

Ihr Lachen, das oft so laut war, dass man es im Nachbarhaus hören konnte. Und ihr Talent, mit Menschen umzugehen. Neugierig und offen zu sein für andere, ihre jeweiligen Geschichten und Nöte. Sie hat das Leben so vieler Leute berührt, und wenn es nur war, um sich gut mit ihr zu unterhalten. Ihre Offenheit hat sie mit vielen verschiedenen Frauen und Männern zusammengebracht. Ihr Witz und ihr Humor waren besonders. Wenn man in geselliger Runde saß, konnte man sich auf Mama als anpassungsfähige Gesprächspartnerin verlassen. Auch, weil sie an allem interessiert war, was man ihr erzählte, seien das geistliche Dinge oder die Schwärmerei für einen Popstar. Tatsächlich hat sie es nie abgelehnt, sich mit meinen albernen Teenagersorgen zu befassen. Oder Anrufe entgegenzunehmen von Menschen, die fünfmal am Tag mit ihr sprechen wollten, weil sie alleine nicht weiter wussten. Ihre Sensibilität hat möglicherweise mit dazu beigetragen, dass sie irgendwann überfordert war. Doch es war ihr nie zuwider, anderen zu helfen und sie anzuhören. Außerdem verfügt sie durch ihren Glauben an Jesus über eine große Anziehungskraft, die unser Haus zum Leuchten gebracht hat.

 

Auf unserer Terrasse im Rittersbruch
 

Umso mehr schmerzt es mich, dass fast niemand aus unserem Bekannten- und Verwandtenkreis mit uns über sie spricht. Es ist, als würde man es vermeiden. Oder als hätte man sie vergessen. Verstehen kann ich das nicht. Sie war kein unauffälliges Mäuschen, das zwar lieb, aber ansonsten nicht weiter erwähnenswert gewesen wäre. Im Gegenteil. Für viele war sie unbequem mit ihren Überzeugungen und ihrer Meinung. Aber nie feindselig oder unversöhnlich. Und für noch viel mehr war sie eine helfende Hand, für manche sogar ein Engel.

Oder fürchtet man, wir könnten davon emotional überwältigt werden? Ich würde mich freuen, wenn jemand mal über Mama sprechen würde. Nette Erinnerungen mit uns teilen. Neulich war eine ihrer Freundinnen zu Besuch, mit der sie oft telefoniert hatte. Sie erzählte meiner Schwester, dass sie manchmal weint, wenn sie an Mama denkt, weil sie ihr so sehr fehlt. Dass sie sich oft fragt, was Mama ihr in ihrer aktuellen Situation geraten hätte. Und ehrlich, das hat gut getan! Selbst wenn es die Freundin traurig macht, zeigt es doch, dass sie ihr wichtig ist. Mama sagte irgendwann im letzten Jahr zu Nicole: "Was bleibt denn von mir, wenn ich mal nicht mehr hier bin?" Sie hat viel hinterlassen, ihre Aufzeichnungen, ihre Bücher über Gott und über Naturheilkunde. Das, was sie uns als ihren Töchtern weitergegeben hat. Aber am allerwichtigsten ist das liebevolle Angedenken, das ich bei unseren Freunden und Verwandten irgendwie vermisse. 

 

Im Art-Café, Dezember 2022

Allerdings: noch viel wichtiger ist ihr Platz im Himmel, und den hat sie sicher, das weiß ich. Ein Platz in meinem Herzen wird sie immer haben. Und durch mein Buch, das demnächst auch als Hörbuch erscheint, können sie viele weitere Menschen kennenlernen und lesen / hören, was für eine besondere Mama sie ist. Wer sie dann nicht ins Herz schließt, dem kann ich auch nicht helfen...


Freitag, 11. Oktober 2024

Ich lese gerade... Schaurige Nächte ~ Unheimliche Geschichten für den Winter

 Ich bin ein Grusel-Fan. Schon immer. Am liebsten subtil, ohne Blut, ohne Splatter, plakative Effekte oder Horrorfratzen. Einsame, verlassene Herrenhäuser mit Geheimnissen und Rätseln üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Daher griff ich bei meinem letzten Buchhandlungsbesuch zu "Schaurige Nächte", eine Zusammenstellung von unheimlichen Geschichten, die mir bisweilen eine Gänsehaut über die Arme jagen. 

 


Die Autoren sind aktuell und für ihre Vorliebe für Mysteriöses bekannt, so etwa Laura Purcell, die mit der viktorianischen Geistergeschichte "Die stillen Gefährten" ihren Durchbruch hatte. 

Auffällig für mich ist die ausgefeilte Erzählweise, die bisher jeder Episode eigen ist. Wobei das schnell ins etwas gekünstelte abdriftet. "Die Aal-Sänger" von Natasha Pulley z.B. hat so ausführliche und weitschweifende Fußnoten, dass man nach deren Lesen komplett die eigentliche Geschichte vergisst. So etwas mag innovativ sein auf schriftstellerischer Basis, stört meinen Lesefluss aber doch erheblich. Am besten gefallen hat mir bisher "Eine Studie in Schwarzweiß" von Bridget Collins. Darin mietet sich ein zufällig Vorbeifahrender in einem Haus ein, das früher offenbar einem Schachliebhaber gehört hat und in dem der neue Mieter seltsame Dinge erlebt. Die war wirklich spooky!

 

Tama66 / Pixabay

Bisher sind es Geschichten aus vergangenen Zeiten, was nicht wunder nimmt. Die viktorianische Epoche scheint für Gruselexperten am meisten Potential zu bieten, was unerklärliche Phänomene angeht. Kenne ich auch von mir selbst, obwohl mein Roman "Das Bildnis des Grafen" zeitlich etwas später angesiedelt ist. Bisher kann ich das Buch mit den relativ kurzen, aber griffigen und unheimlichen Begebenheiten jedem Leser empfehlen, der wie ich ein Faible dafür hat. Ein paar Abzüge gibt's für die Aal-Sänger, denn die waren echt anstrengend zu lesen.



Donnerstag, 3. Oktober 2024

Digital Creator bei Facebook - nicht so leicht, wie man denkt.

Letztes Jahr im Februar habe ich darüber berichtet, dass ich zum Digital Creator ernannt wurde. Eine Ehre, mit der ich nicht allzu viel anzufangen wusste. Mittlerweile freue ich mich sehr über die Wahl, mein Konto aufgewertet zu haben. Denn ich verdiene nun tatsächlich Geld damit. Auch ohne Sterne, die mir meine Follower schicken dürfen, dafür aber von Herrn Zuckerberg vorher zur Kasse gebeten werden, was ich ein bisschen unfair finde.

 


Die Testphase begann irgendwann im Frühjahr und nannte sich Bonusprogramm; über mehrere Wochen habe ich unterschiedlich viel Geld durch meine Reichweite, Kommentare und geteilte Beiträge eingenommen. Einmal sogar fast $ 170.00 in einem Monat. Das ist schon ein beträchtliches Zubrot (was für ein altmodisches Wort)! Am allerwichtigsten ist die Reichweite, und man erhält Tipps, was, wann und wie viel man posten kann. Postet man z.B. etwas "Anrüchiges" oder auch nur Inhalte Dritter, kann die Reichweite empfindlich eingeschränkt werden. Manchmal bin ich da ein wenig naiv und ahnungslos. Ich als leichtbekleidete Siebenjährige im Planschbecken, Luftpumpengitarre spielend, wurde schwer geahndet.

Außerdem gibt es die wöchtentliche Challenge. Manchmal packt mich der Ehrgeiz und ich mache mit; meist versuche ich sie aber zu ignorieren, denn sie ist nicht leicht zu meistern. Die vorgeschriebene Mindestanzahl an Beiträgen posten, Reels erstellen und auf Kommentare zu reagieren lässt sich noch einigermaßen bewerkstelligen, doch für die 50 Follower, die man in einer Woche gewinnen muss, hat es bisher selten gereicht. 

Ich ertappe mich dabei, dass ich öfter aufs Handy schaue als früher. Eigentlich, sagen mir viele, hat Herr Zuckerberg dich damit total unter der Fuchtel. Und vermutlich haben sie recht. Und trotzdem freue ich mich über jeden Cent, den ich mit dem Posten verdiene. Für mich ist das keine Pflicht; nach einer gewissen Eingewöhnungszeit war ich gern auf Facebook unterwegs. Schlechte Erfahrungen habe ich dort keine gemacht, und was einem nicht so gut gefällt, kann man ja ignorieren bzw. blöde Kommentare überlesen. Mit meinem Account habe ich mittlerweile eine kleine Marke aufgebaut: ich poste meine Katzen, Humorvolles, Rezepte / Bilder vom Mittagessen, und auch in der Tat eine Art Online-Tagebuch ohne allzu persönliche Details. Durch meine FB-Freunde habe ich auch viel Trost und Verständnis in meiner Trauer um Mama erhalten. Das tut mir immer gut, denn obwohl wir jetzt über ein Jahr ohne sie sind, fehlt sie so sehr, dass ich noch oft weinen muss. 

 

Auf dem Sachsweg

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Trauer mal nicht mehr so stark sein wird - obwohl ich es mir so sehr wünsche. Auch da lenkt mich Facebook ein wenig ab. Ich glaube, Mama würde und wird sich freuen, dass ich den Schritt zum Digital Creator ernstnehme und mir der Status dennoch Spaß macht. Wenn es möglich ist, möchte ich weiter dranbleiben. Da so viel Mist gepostet wird, finde ich es auch gut, einen Beitrag für positive und / oder hintergründige Nachrichten zu leisten, ohne jemandem wehzutun. In der Hinsicht kann Herr Zuckerberg mit mir zufrieden sein, glaube ich.

Ich bin übrigens happy über jeden neuen Follower! Hier geht's zu meinem Profil: Christine Wirth.


Montag, 16. September 2024

Ein Jahr danach...

Vor einem Jahr war der zweitschwerste Tag in meinem Leben: Mamas Trauerfeier.  Das Wetter war - anders als heute - schön. Sonnig und spätsommerlich heiß. Ich wusste nicht genau, was ich anziehen sollte, und habe mich dann für Jeans und ein dunkles T-Shirt mit Blümchen entschieden. Blümchen mochte Mama sehr (und ich weiß, sie mag sie immer noch...).

 


In Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr an den Tag. Ich weiß noch, dass ich überwältigt war von den vielen Gästen, und doch enttäuscht, dass einige nicht kommen konnten oder den weiten Weg scheuten. Freundinnen von Mama aus Ulm, Frankfurt und Saarbrücken sind angereist. Die Feier selbst war Mamas Naturell gemäß nicht traurig, sondern hoffnungsvoll und leicht. John und Lisa Wabulo hielten ihren ersten und wunderbaren Gedenkgottesdienst. Sie sind Leiter der "Freedom Church", die Mama als ältestes Mitglied ein paar Mal besucht hat und von den überwiegend jungen Familien dort sofort ins Herz geschlossen wurde. Der Gemeinde haben wir viel zu verdanken, denn sie hat uns nach Mamas Heimgang in beispielloser Weise unterstützt, auch bei alltäglichen Dingen, die uns schwer fielen, etwa Essen vorbeibringen und putzen. 

John hat ein so schönes Lied gesungen, das er m. M. nach besser interpretiert hat als die Outbreakband, die den Titel komponiert hat. Obwohl ich beim ersten Zuhören nicht viel verstanden habe, weil mein Kummer so groß war, hätte man für Mama kein passenderes Stück finden können. Es hat ihr bestimmt sehr gefallen, und für John hatte sie ohnehin eine kleine Schwäche... ich kann "Ewigkeit" allerdings immer noch nicht hören, ohne zu weinen. Trotzdem, die musikalische Untermalung war besonders schön, mit dem 131. Psalm in Hebräisch und Harry Belafontes "Island in the sun". Sie und Papa sind seit Jahrzehnten große Fans von Mr. Belafonte.

Die Dekoration in der Kapelle bestand aus Sonnenblumen und Blumen in pink, mauve und violett - Mamas Lieblingsfarben. Mir kam alles so surreal vor. Ich weiß, dass Wolfgang, Papas ältester Freund, nach vorn ging und sich verbeugt hat aus Respekt vor Mama. Er hat sie sehr gemocht. Ich war so gerührt von der Szene, dass mir allein beim Gedanken daran die Tränen kommen.

 


Den Aussegnungsteil empfand ich als schlimm. Als die Glocken zu läuten anfingen und die ersten Takte von "Swing low, sweet chariot" von Freds Orgel erklangen, hätte ich mich am liebsten in Luft aufgelöst. Meine Cousine Petra kam an meine Seite und hat mich ein bisschen gestützt, das war sehr lieb. Aber ich konnte nicht ans Grab und kann es bis heute nicht. Ein paar Mal war ich dort, aber ich empfinde nicht den Trost, von dem mir viele erzählen. Ein Kindergartenfreund ist mit achtzehn Jahren bei einem Unfall verunglückt, und sein Grab war immer vernachlässigt, wenn wir oben waren. Ich konnte das nie verstehen - bis jetzt. Für viele ist es einfach zu schmerzlich, auch für mich. Dabei habe ich bei Joschi im Bepflanzen seines kleinen Gartengrabes Trost gefunden. Aber es ist doch ein Unterschied, ob ein Tier als Familienmitglied oder die Mama geht. 

Zu dritt nahmen wir auf einer Bank in der Nähe Platz, während die übrigen Gäste sich verabschiedet haben. Es war uns einerlei, dass wir damit eine Gepflogenheit nicht erfüllten, die besagt, dass die engsten Angehörigen den Gang als erste auf sich nehmen. Ich habe alles nur durch einen Tränenschleier gesehen und mich in verschiedene Arme nehmen lassen, auch in die unserer Sandkastenfreundin Marion, die uns sagte, dass sie auch deshalb immer so gern bei uns war, weil Mama so herzlich gewesen sei.

Später gab es Kaffee und Kuchen bei uns; das war nicht einfach, doch ich hatte auch gute Gespräche mit Freunden von Mama, die mir lustige Begebenheiten erzählt haben, die sie mit ihr teilen. Es war schön zu wissen, dass sie so viele Menschen nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Lachen und Staunen gebracht hat. Nicht, dass es mich überrascht hat.

 

 

Sie fehlt immer noch wie am ersten Tag. Ich vermisse sie als meine liebevolle Mama und aufmerksame Gesprächspartnerin. Wie sie sich anfühlt. Wie sie spricht. Ihre Herzlichkeit und Wärme, die jetzt anderen Menschen im Himmel gelten. Man sagt so oft, sie lebt in deinem Herzen weiter mit einem unsichtbaren Band, aber dort spüre ich sie nicht. Mein Leben ist immer noch auf den Kopf gestellt und schwerer als vorher, aber für die Zeit mit Mama bin ich so dankbar und unglaublich froh, dass sie meine ist. Ich hätte keine bessere haben können. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen mit ihr. Das wird es geben, ich bin ganz sicher. 

 


Und was sind schon ein paar Jahre in der Ewigkeit? Mama muss nicht mehr lange warten, und ich glaube auch, dass wir ihr nicht so sehr fehlen wie sie uns. Im Himmel gibt es keine Traurigkeit. Vielleicht würde sie es gern sehen, dass wir uns nach einem Jahr mehr gefangen hätten und es keine Tage mehr gäbe, an denen uns alles sinnlos erscheint. Besonders Papa würde ich gern neuen Lebensmut geben. Über jedes Lächeln und Grinsen von ihm freue ich mich und schaue auch Sendungen mit ihm an, die ihn zum Lachen bringen. Solche Momente soll es in Zukunft öfter geben. Unser Leben wird nie mehr komplett und so schön sein ohne unsere Sonne, und dennoch sind wir bemüht, das Beste aus der uns verbleibenden Zeit zu machen.







Donnerstag, 12. September 2024

"Als wir uns die Welt versprachen" ~ Romina Casagrande

 Obwohl mich dieses Buch schon bei seinem Erscheinen interessiert hat, habe ich es in diesem Sommer umsonst ergattert - im Tauschregal des örtlichen Freibads. Das hat mich sehr gefreut, und ich habe dann auch bald mit dem Lesen angefangen. Mit 500 Seiten übersteigt es mein derzeitiges Pensum zwar, aber es war über weite Strecken kurzweilig und richtig gut zu lesen, auch wenn mich gelegentliche kryptische Sätze manchmal etwas genervt haben, die mir so vorkamen, als wollten sie die Originalität der Geschichte künstlich unterstreichen.

 


 

Inhalt: Edna Weiss sammelt seit Jahrzehnten "Stern"-Ausgaben und wohnt mit dem eigensinnigen Papagei Emil in einem kleinen Dorf in Südtirol. Die Lebensmittelladenbesitzerin Adele ist ihre Freundin und bringt ihr Einkäufe vorbei - auch die neuesten Stern-Magazine. Dort stößt Edna auf das Foto ihres "Schwabenkind"-Kollegen Jacob, mit dem sie vor fast achtzig Jahren auf einem Bauernhof in Ravensburg Arbeit verrichtet hat, um ihre mittellosen Eltern finanziell zu unterstützen. 

Jacob erkennt sie zweifelsfrei an einem Merkmal, das er sich während der Zeit als billige Arbeitskraft zugezogen hatte. Außerdem gehört ihm Emil. 

Kurzentschlossen beschließt Edna, mit Papagei und einem uralten sperrigen Transportkäfig denselben Weg über die Alpen anzutreten wie einst das kleine, verängstigte Mädchen kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, um Emil zurückzubringen und sich mit Jacob auszusprechen, mit dem sie einst die Flucht vom Hof geplant hatte. Sie folgt derselben Route und lernt auf ihrem Weg Leute kennen, die Edna ihre Geschichten erzählen und auch ihre anhören. Fasziniert von ihrem Vorhaben, bieten die Weggefährten von Schamanin bis Motorradgang ihre Hilfe an - und Edna und Emil erlangen so ganz nebenbei multimediale Berühmtheit. 

 

realworkhard / Pixabay

 

Meinung: Ich mochte das Buch bis etwa zwei Drittel. Abwechselnd wird von Edna als alte Frau und als kleines Mädchen auf dem Hof erzählt - wobei ich nicht sicher bin, wie alt sie als Kind auf dem Gutshof ist. Wahrscheinlich alt genug, um ihre Periode zu haben und von den Knechten begrapscht  und missbraucht zu werden; all das war ziemlich nebulös beschrieben, genau wie Ednas "Visionen" und die Rückblenden, bei denen ich oft nicht wusste, was die Autorin eigentlich sagen will. Trotzdem fand ich die alte Edna anrührend - anfangs. 

Dadurch, dass von ihrer persönlichen Sicht nicht viel preisgegeben wird, sondern die Umstände und Ereignisse wichtiger sind, erfährt der Leser nicht, wie sie den Menschen gegenüber eingestellt ist, die ein Stück des Weges mit ihr gehen. Später stellt sich heraus, dass sie durchaus Vorbehalte gegen die meisten hatte, die sie dann revidieren musste - und das wirkte auf mich ein bisschen wie gewollt philosophisches Gewäsch. Mir hätte eine unvoreingenommene Edna besser gefallen. Das hätte zu ihrer sympathischen Art gut gepasst. Punkten konnte nach einer Weile nur noch Emil, der in seiner Eigenschaft als störrischer und halbgerupfter Paradiesvogel sehr liebenswert ist.

 

Eine Etappe: der Reschensee. Tommy_Rau / Pixabay

 

Etwas unglaubwürdig fand ich Ednas schier unglaubliche Robustheit mit Anfang Neunzig, und das, obwohl sie nach ihrem traumatischen Dasein als Schwabenkind selten von zuhause weg war. Dass sie sich für Emil ins Zeug legt, der sie öfters mal in Schwierigkeiten bringt, ist verständlich, doch irgendwie hat es mich gestört, herauszufinden, dass sie quasi eine Art weiblicher Luis Trenker ist, unverwüstlich, ohne in Jahrzehnten einen Fuß auf einen Berg gesetzt zu haben. 

Es war recht amüsant, von ihren Abenteuern zu lesen, doch durch die distanzierte Erzählperspektive und die teils schwammigen Sätze konnte ich mich nicht so recht auf die Geschichte einlassen, die trotz einer toughen Protagonistin und einem hysterischen alten Papagei vor allem irgendwie traurig ist. Vielleicht ist sie für Leser weniger traurig, wenn sie den "Circle of Life" verinnerlicht haben, denn darauf läuft alles schließlich hinaus. Aber auch das kam mir rästelhaft und ein wenig klischeebeladen vor. "Jede Reise ist eine Reise zu sich selbst". Das klingt in meinen Ohren so abgedroschen, dass mir der Spruch nur noch ein Gähnen entlockt. Dennoch habe ich Edna und Emil auf ihrer Reise mit Vergnügen begleitet. Es war daher absolut kein Vergnügen, am Ziel angelangt zu sein, an dem sich Edna von Luisa Trenker in eine Art weiblicher Konfuzius oder Buddha verwandelt und mit Lebensweisheiten glänzt, die sie sich selbst und ihrer besorgten Freundin Adele predigt.

Das Versprechen, das Edna und Jacob sich als Kinder gaben, konnte nicht eingehalten werden, und es gab - Achtung Spoiler! - nicht das, was man ein Happy End nennt. Im Schlussteil findet sich ein Interview mit der Autorin, die meint, dass sie trotz der Schrecken der "Schwabenkinder"-Epoche eine positive Botschaft vermitteln möchte. An mir ist die leider größtenteils vorbeigegangen. Schade, denn bis über die Hälfte war ich echt begeistert.

Bewertung: 💫💫💫

 

 

Mittwoch, 11. September 2024

"Mamas roter Pullover" ~ Jade Perkin

 Bücher über Trauer und Trauerbewältigung habe ich seit einem Jahr viele gelesen. Aber wirklichen Trost hat keines gebracht. Das, welches mir geholfen hat, war "Der Himmel" von Randy Alcorn, und auch das klingt - zugegebenermaßen - bisweilen etwas fantastisch. Trotzdem möchte ich glauben, dass das Ewige Leben so ist, wie der Autor es beschreibt, und dass Mama dort ist und eine gute Zeit hat. 

 

💖Mama im Sommer 2022💖

 

Als gläubiger Mensch hätte ich nicht gedacht, dass die Trauer jeden Tag ein Kampf ist. Nicht, dass ich sie nicht zulassen möchte. Aber es fällt schwer, "tapfer" zu sein. Das gilt nicht nur dafür, wenn andere Menschen in der Nähe sind, sondern allgemein. Andauernde Trauer kann krank machen. Ich merke, wie sie mich verändert. Ich lache seltener, breche oft in Tränen aus, weil ich Mama vermisse, meine Freundin, Gesprächspartnerin und Ermutigerin. Jeder Tag ist mühsam, nicht mehr schön. Obwohl wir einen tollen Sommer hatten und ich heiße Temperaturen liebe, war er mir letztendlich egal, manchmal fast lästig (wie kann die Sonne scheinen, wenn Mama nicht mehr da ist?).

Auf Facebook bin ich auf ein Bilderbuch gestoßen, das mich sofort angesprochen hat. Das Cover hat mich an Mama erinnert, auch wenn es das kleine Mädchen zeigt, die in jenem Buch ihre Mutter verliert - auf ähnliche Weise wie ich. Auch sie hatte Gedanken wie ich ("Am liebsten hätte ich sie mit nach Hause genommen.") und nicht die Gelegenheit, sich zu verabschieden, weil ihre Mama im Krankenhaus war.


 

Ihre Gefühlswelt danach wird sehr gut beschrieben. So kurz wie das Buch ist (es eignet sich für Kinder ab sechs Jahren), ist es doch sehr anrührend und zeigt, dass es nicht verkehrt ist, um einen geliebten Menschen zu trauern. Der Titel des Buches spielt eine wichtige Rolle, vor allem im metaphorischen Sinn. Der Papa des kleinen Mädchens (der aussieht wie der früh verstorbene Buddy Holly) ist ein sehr kluger und einfühlsamer Mann, der seiner Tochter erklärt, dass die Trauer immer bleiben, aber die Welt um sie herum größer wird - so wie sie selbst, damit sie in Mamas Pullover hineinwachsen kann. Das Bild fand ich sehr schön, wenn ich auch weiß, dass mir Mamas Pullover nie passen werden... nicht, weil ich schon erwachsen bin, sondern weil ich nie das werden kann, was Mama war. Für mich war sie eine Künstlerin und eine herzliche, kluge, und emotional gebildete Frau, voller Kraft und Energie und Lebensfreude, von der wir als ihre Familie profitiert haben. 

 


Im Fazit ist das Buch eher etwas für Kinder, denn es zeigt mir, dass man als Kind irgendwie besser mit Trauer klarkommt (im Allgemeinen). Zwar vermittelt das Buch keine Botschaft vom Himmel oder davon, wo die Mama hingegangen ist, doch das Mädchen findet zusammen mit ihrem Papa Trost darin, dass das Leben irgendwann weitergeht - wenn auch nicht so wie bisher. Die Trauer bleibt gleichgroß - aber die Welt um sie herum wird größer mit der Zeit.

Für mich persönlich kann ich das nicht bestätigen, was mich aber nicht daran hindert, dass Buch für Menschen zu empfehlen, die kleinen Kindern über einen schweren Verlust helfen möchten. Zudem fand ich die Zeichnungen entzückend. Gerade in ihrer Einfachheit sind sie und die Geschichte universell und nachdenklich stimmend.

 

Bewertung: 💫💫💫💫💫 


Freitag, 6. September 2024

Mein Sommer im Freibad

 In diesem Sommer habe ich mir zum ersten Mal seit 2019 wieder eine Saisonkarte fürs Freibad gegönnt. Ich bin gerne hingegangen vor Corona, habe meine Bahnen geschwommen und mich dann noch etwas in der Sonne und im Schwimmbadcafé aufgewärmt. Das war immer fast wie Urlaub. Letztes Jahr fiel der Sommer für mich ins Wasser, und eigentlich hatte ich auch heuer keine große Lust auf Freibad. Aber ich hätte sonst kaum Bewegung gehabt, so dass ich mich dann doch mithilfe meiner Schwester überwunden habe. 


Und irgendwie hat es sich auch gelohnt: Die Jahreskarte hat sich amortisiert (vornehm!), und das will etwas heißen bei € 95,00. Ich finde nicht, dass es zu teuer ist, denn das Schwimmbad ist nach der Renovierung Ende der 2010er Jahre echt schön und freizeitwertig geworden. Aber wenn man nur kurz schwimmen möchte, muss man schon häufig hingehen. Na, immerhin ist uns das gelungen. Und es gab sogar eine Überraschung in Form eines Büchertauschregals. Ich weiß nicht, ob es schon letztes Jahr da war. Jedenfalls finde ich die Idee super. Wir brachten ziemlich viele unserer Bücher her, und zwei habe ich sogar mitgenommen. Das erste ist ziemlich skurril auf eine Art, die mir nicht behagt, aber das zweite hat mich bereits beim Erscheinen interessiert. Es heißt "Als wir uns die Welt versprachen" und erzählt die Geschichte von Edna, die in den späten 1930er Jahren als "Schwabenkind" von Südtirol nach Ravensburg kam, dort einen Jungen kennenlernt und als ältere Frau dieselbe Route über die Alpen zurücklegt, um Jacob zu finden und ihm außerdem seinen Papagei Emil wiederzugeben. Ich schreibe bestimmt noch eine Rezension dazu, denn das Buch mit seinen berührenden und atmosphärischen Passagen gefällt mir bisher außerordentlich gut. Außerdem erinnert mich Edna in ihrer Unerschrockenheit und Unvoreingenommenheit irgendwie an Mama. 

 

Im kinderleeren Kinderbereich

Insgesamt haben wir bei unseren Besuchen festgestellt, dass ziemlich wenig los war. Selbst an heißen Tagen gab es meist noch zwei freie Liegen, auch nachmittags. Natürlich mussten wir auch ein paar Mal mit dem Rasen vorlieb nehmen, doch in der Regel fanden wir schnell zwei Plätze direkt am Olympiabecken. Der ausbleibende Andrang hat mich dann auch tatsächlich mal zum Rutschen angestiftet. Das ist insofern erwähnenswert, als dass ich zum letzten Mal mit meinem Cousin auf dem Schoß die damals noch nicht renovierte Rutschbahn hinunterzockelte und dabei den ganzen Betrieb hinter uns aufhielt. Das war mir so peinlich, dass ich seitdem keinen Fuß mehr auf die Treppe zur Rutschbahn gesetzt habe. Zu Recht, dachte ich, als ich jetzt wieder die Stufen im Wendelgang erklomm. An meine mit dem Alter zunehmende Höhenangst hatte ich in meinem jugendlichen Überschwang nämlich keinen Gedanken verschwendet. Glücklicherweise war ich völlig allein und konnte mir Zeit lassen. Dennoch - zügig nach oben, nach Möglichkeit nicht zwischen die Stufen linsen, und mutig voran. Leider habe ich keinen fotografischen Beweis für meinen Ritt, doch es hat richtig Spaß gemacht. Wäre die Treppe nicht, hätte ich ihn bestimmt wiederholt.

 


Belohnt habe ich mich jedenfalls mit einem "deutschen" Cappuccino, der im Freibad wohl aus Tradition noch serviert wird, wo alle anderen Restaurants und Bars auf die aufgeschäumte internationale Variante schwören. Ich nicht. Daher freut es mich, dass man dort auf Wunsch noch einen Cappuccino mit Sprühsahnehäubchen erhält, das ich oft sogar extra mit Zucker bestreue und die Sahne genießerisch herunterlöffle. Ich weiß, dass Italiener und Kaffeespezialisten entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich mag ihn so. Nicht zuletzt, weil er ein wohlig-nostalgisches Gefühl auslöst.

 

Bademeistervertretung
 

Apropos nostalgisch: oft drehten wir eine Runde übers ganze Gelände und wurden ein bisschen wehmütig angesichts der vielen Veränderungen im Lauf der Zeit. Zwar ist das Freibad wirklich gut saniert und modern, doch manchmal fehlt einem doch das Alte, etwas Primitive. Das Kiosk mit dem Pommes-Imbiss, das jahrelang im hinteren Bereich vor einer kleinen Allee stand, wurde abgerissen, und ich denke gern daran zurück, wie ich gefühlt stundenlang auf den roten Plastikstühlen unter roten Sonnenschirmen saß und manchmal ein Schwätzchen mit der Besitzerin hielt. Überhaupt begebe ich mich wieder in gefährlich nostalgische Gewässer. Ich wäre gern anders, würde ununterbrochen und optimistisch vorwärtsschauen, aber gerade durch das letzte Jahr fällt mir das schwerer als ohnehin schon. 



Ob es nun im September noch ein paar heiße Tage gibt, dass wir vielleicht noch einige Male für "umsonst" gehen können? Es war nicht immer einfach, Zeit abzuzwacken für ein paar Stunden Sommerurlaub daheim, mit so viel Arbeit, die seit Mamas Heimgang kein Ende zu nehmen scheint. Aber ich bin froh, dass ich mir doch die Karte gekauft habe. Sonst hätte ich gar keine Ferien gehabt. 

 

Freitag, 23. August 2024

Gedichte für Mama

Immer noch fällt es mir schwer, Mamas Abwesenheit in unserer Familie zu akzeptieren bzw. damit fertigzuwerden. Zu sehr war sie unsere Sonne, war der Krankenhausaufenthalt im Sommer letzten Jahres traumatisch. Manche Freunde und Bekannte empfehlen professionelle Trauerhilfe, aber ich glaube, dass nur Gott uns helfen kann, das Geschehene zu verarbeiten und zu überwinden. Trost geben mir dabei Gedichte, die ich ziemlich spontan innerhalb weniger Minuten online in den Computer tippe. Und ich habe festgestellt, dass ich mich mehr mit dem Leben nach dem Tod befasse, mich direkt darauf freue. Ich weiß, dass das viele bedenklich finden und es mit einer Art Todessehnsucht gleichsetzen, aber das ist es nicht. 

In Randy Alcorns Buch vom Himmel steht, dass wir viel weniger Angst und Scheu vor dem Tod hätten, wenn wir wüssten, was uns danach erwartet - wenn wir Jesus in unser Leben gelassen haben. Und das hat Mama. Den Glauben hat sie auch uns auf ihre erfrischende und lebendige Art vermittelt, daher ist es gar keine Frage, dass wir uns wiedersehen. An einem Ort, der die Schönheit der irdischen Schöpfung in den Schatten stellt und uns dennoch nicht fremd vorkommt. 

Sinnsprüche wie "Das Leben ist zu kurz, um..." verlieren dann an Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass wir das, was wir zu Lebzeiten auf unsere Bucket-List gesetzt haben, in perfektionierter Form im Himmel erleben dürfen.

 


 Nicht von dieser Welt

 Fern von Nöten, Sorg' und Schmerz
Strebe ich nach himmelwärts
Mein Zuhause ist nicht hier
Sondern irgendwo bei dir.
Einen Himmelsbürger nenn' ich mich,
und hab' das Leben ewiglich.
Die Zeit auf Erden ist zwar schön,
doch wäre ich bereit zu gehn
In eine Welt, die anders ist - nein, die der Erd' - 
nämlich der Schöpfung gleicht
Und die man nur mit Gott erreicht.
Nein, Todessehnsucht hab' ich nicht
Ich sehne mich nach einem Licht.
Das gibt es dort, wo andere schon hingegangen
Und ihrem Schöpfer Lobpreis sangen.
Nicht nur lobpreisen sie - mitnichten
es gibt dort Spiel und Spaß und Buchgeschichten.
Der Himmel ist, was keiner schreibt,
und doch die Sehnsucht, die uns treibt.
Nicht viel anders als die Erde wird er sein
nur schöner, bunter und auch voller Sonnenschein
Schmerz und Leid wird ganz verschwinden
Und die Menschen in Eintracht sich verbinden
Ein Hauch von Himmel ist ja nur
Die pure Schönheit der Natur.
Welch' ein Fest, wenn ich dort ankomm' und mein Haus erspähe, 
und meine Lieben winken sehe.
Vielleicht mag es noch Jahre dauern, Jahrzehnte gar, 
doch was ist Zeit, in Relation zur Ewigkeit?
 
2. Mai 2024
 
 

 
Mein Herz im Himmel
 
Es gibt einen Ort, den kenne ich nicht,
und doch bekommt er
mit deinem Abschied ein neues Gesicht
Ein Ort nach dem mein Herz sich sehnt,
mehr noch, seit du dort weilst und dein Sein an Jesus lehnt.
Da möchte ich hin, bin fast schon da,
denn ich weiß, es ist dort wunderbar.
Den Herrn werde ich schauen,
und ihm ganz vertrauen.
Wie ein Kind will ich mich fallenlassen,
keine Freude mehr verpassen,
die er verspricht,
ganz ohne Jüngsten Tag am Weltgericht.
Mein Herz im Himmel, meine Seele noch hier,
aber immer verbunden mit dir.
Es gibt ein Wiedersehen, dessen bin ich gewiss,
und wenn ich zweifle, dann denk' ich an dich.
Wo solltest du sein,
Wenn nicht bei deinem Schöpfer allein
der Ewiges Leben schenkt denen die an ihn glauben,
in Gnaden wahrmacht, was wir uns ließen rauben.
Mein Herz ist schon vorausgegangen,
Und wenn ich dort bin, ist vorbei das Bangen.
Vielleicht wartest du am Tor,
und flüsterst mir leise ins Ohr:
Warum hast du so viel geweint,
sieh doch, nun sind wir wieder vereint.
 
22. August 2024