Dieses Buch hat mir eine Freundin geschenkt mit den Worten, dass es etwas ganz Außergewöhnliches und Zauberhaftes wäre. Eine ungewöhnliche Geschichte um einen Briefträger, der heimlich die ihm anvertraute Korrespondenz liest und sich dabei in eine Frau auf Guadeloupe verliebt. Klingt ganz ok, dachte ich, und wenn sie mir das empfiehlt, muss es ja etwas Besonderes sein... das Cover fand ich auch recht ansprechend.
Die Kurzbeschreibung zum Inhalt klaue ich ausnahmsweise von Amazon: Bilodo, ein junger Postbote aus Montreal mit einer Vorliebe für Kalligraphie, geht seinem Beruf voller Leidenschaft nach: Heimlich öffnet er abends über Wasserdampf handgeschriebene Briefe und träumt sich in fremde Lebenswelten. Eines Tages stößt er auf die ungewöhnliche Korrespondenz zwischen Professor Grandpré und Ségolène, einer Lehrerin aus Guadeloupe, die sich Gedichte schicken. Bilodo verliebt sich in Ségolène. Als Grandpré bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ersinnt Bilodo einen waghalsigen Plan: Will er den Kontakt zu Ségolène nicht abreißen lassen, muss er in die Identität des anderen schlüpfen und lernen, wie man mit siebzehn Silben die Ewigkeit einfängt ...
Meinung: Ich habe mir Mühe gegeben, das Buch zu mögen. Anfangs schien es mir auch noch recht interessant und lehrreich, wenn man etwas über japanische bzw. fernöstliche Kultur erfahren möchte. Ich hätte auch gut weiterleben können ohne zu wissen, wie ein Haiku und ein Tanka aufgebaut ist. Aber ich habe mich sogar an einem Haiku probiert und war neugierig, wie die Geschichte ausgeht zwischen Bilodo und Ségolène (die Namen fand ich schwierig, was aber vielleicht daran liegt, dass ich so gut wie keine französischen Romane lese).
Doch etwa ab der Hälfte war ich gelangweilt. Zunächst dachte ich, das Ende bereits zu kennen, und der schüchterne und von Haikus besessene (und mir daher unsympathische) Bilobo erkennt die schmachtende Liebe der Kellnerin Tania und vergisst darüber die unerreichbare Ségolène, doch es kam viel schlimmer, weil haarsträubend für meine Begriffe. Um einen Mega-Spoiler zu vermeiden, sage ich nur ganz lapidar, dass die Entdeckung des Tankas (das siebzehnsilbige "Gedicht") der Untergang des neugierigen Briefträgers war... was daran romantisch sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Besser hätte es mir gefallen, wenn der Fluch ("Enso") auf irgendeine Weise gebrochen worden wäre.
Auch fand ich die hin und her gehenden Gedichte, - drei verteilt auf einer Seite - oft ein bisschen too much und außerdem erstaunlich "derb", gerade die letzten. Da kann weniger robusten Leser/innen schon mal die Fremdschamröte ins Gesicht schießen - ich fand's eher unfreiwillig komisch.
Fazit: Ich muss meine Freundin mal ernsthaft fragen, warum sie mir diesen Roman geschenkt hat. Sie ist wie ich keine Japan-Kennerin und auch kein Fan von Zeitschleifen, so originell sie vielleicht für andere sein mögen. Nee, nix für mich. Für Sushi-, Haiku-, Manga-, und Japanfans im Allgemeinen vielleicht. Oder man betrachtet "Siebzehn Silben Ewigkeit" als abgefahrenes Märchen für Erwachsene. Darauf war ich allerdings nicht eingestellt.
Bewertung: 👺