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Dienstag, 20. September 2022

Queen Elizabeth und ich...

 ...haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Ich bin nicht einmal Fan der königlichen britischen Familie und interessiere mich weder für ihre Skandälchen noch für einen Prinzen. Der trotz ihrer 96 Jahre doch relativ unerwartete Tod der Queen am 8. September hat mich dennoch erschüttert. Tatsächlich habe ich am nächsten Tag auch ein bisschen geweint und getrauert, als ich es habe sacken lassen. 

 

 

Warum mich ihr Tod so traurig gemacht hat, konnte ich nicht einmal genau sagen. Viele, die wie ich nicht britisch, extrem anglophil und / oder Fans der Monarchenfamilie sind, meinen, es läge daran, dass sie eben immer da war. Man kennt es nicht anders, und das ist ungewohnt und verursacht Unbehagen. Auch auf nichtbritischem Boden. Sicher mit ein Grund. Siebzig Jahre als Staatsoberhaupt sind eine lange Zeit. Aber ich fand noch einen zweiten Grund, der für mich persönlich mehr Gewicht hat. Obwohl ich wie erwähnt kein Fan bin, mochte ich die Queen und ihren verstorbenen Ehemann Prinz Philip schon zu deren Lebzeiten, wobei Prinz Philip mit seinem skurrilen Humor, der oft politisch unkorrekt gefärbt war (vermutlich ohne böse Absicht), noch einen Tick cooler wirkte als Elizabeth. 

Während seiner Beisetzung unter Corona-Auflagen letztes Jahr sah man die Queen ganz allein in der Loge sitzen, und ich dachte mir, dass - obwohl man ihr von außen nichts anmerkte - sie ihn bestimmt sehr vermissen wird. Er war derjenige, der alles mit ihr geteilt hat, buchstäblich immer hinter ihr stand und sie zum Lachen gebracht hat. Diese unverbrüchliche Treue und Liebe waren etwas, das mich sehr beeindruckt hat. Man stellt sich die Engländer immer ziemlich distanziert vor, und als Königin und Prinzgemahl haben Elizabeth und Philip in der Öffentlichkeit ja auch selten bis nie Gefühle gezeigt. Trotzdem hatten sie wohl viele gemeinsame Interessen (z.B. Dudelsackklänge, Hunde und Reiten) und waren ein eingespieltes Team, das viel gemeinsam erlebt und gemeistert hat.

 


Und was vielleicht am wichtigsten ist: Sie nahmen sich selbst nicht so ernst oder wichtig wie andere Königsmitglieder, die durch die Regenbogenpresse geistern. 

Was nicht das Verdienst der Queen schmälert, mit ganzer Kraft ihrem Volk gedient zu haben. Irgendwie scheint sie jeden angesprochen zu haben, von Working Class bis Upper Class, selbst im nun bröckelnden Commonwealth hatte sie Respekt, und sie hat es schon als junges Mädchen vor ihrer Zeit als Regentin verstanden, den Briten in Krisenzeiten Mut zu machen. Davon sollten sich die Politiker mal eine Scheibe abschneiden, die aktuell die schlimmsten Horrorszenarien orakeln. 

Es lag wohl an ihrem Glauben, dass Queen Elizabeth eine so imponierende und würdevolle Persönlichkeit war, die zwar nie Interviews gab, aber immer für Versöhnung, Zusammenhalt und Unerschütterlichkeit stand. Ein Fotograf meinte, sie habe von innen heraus gestrahlt und jeden Raum erhellt, den sie betreten hat. Menschen wie sie werden fehlen in zukünftigen Generationen. Menschen, die tatkräftig und entschlossen sind und dabei warmherzig, freundlich, demütig und humorvoll bleiben. Ganz ehrlich, ich gebe es zu: viel wusste ich nicht über diese kleine große Frau, bis ich ein paar Dokumentationen anlässlich ihres Todes gesehen habe, nach denen ich das Bedürfnis hatte, mich voller Sympathie und in stiller Ehrfurcht zu verneigen. 



Für meine Tränen habe ich mich nicht geschämt, nachdem mir klar wurde, dass es so bald keine zweite Queen mehr geben wird - eine Queen, die mir trotz ihrer anerzogenen Etikette zutiefst mütterlich und menschlich erschien und das Beste aus ihrem Monarchendasein gemacht hat. 

Und wie Paddingtonbär möchte ich sagen: "Thank you, Ma'am. For everything."

 







1 Kommentar:

  1. Hallo liebe Christine, es ist dir ein weiteres Mal gelungen, etwas zu schreiben, das sicherlich einige Herzen bewegt. Authentisch und ausdrucksstark, liebevoll und treffend. Danke für deine Bloggs. Weiterhin alles Gute ...

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