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Sonntag, 7. August 2022

A walk down memory lane - die Gartenstadt.

 ... sagt der Engländer, wenn er sich auf die Spuren der eigenen Vergangenheit bzw. Kindheit begibt. Und genau das habe ich getan. Wortwörtlich. Nicht, dass ich nicht öfter in Stadtvierteln unterwegs bin, zu denen ich liebevolle Erinnerungen knüpfe. Aber irgendwie führten mich meine Schritte an diesem faulen, heißen Sonntagmorgen in die sogenannte Gartenstadt, obwohl ich eigentlich woanders hinwollte. Und mit einem Hauch von Wehmut habe ich festgestellt, dass in dieser Gegend ein bisschen die Zeit stehengeblieben ist.


Detail eines alten Brunnens

 

Uralte Sandsteingemäuer, Einfamilienhäuser mit 1960er- und 1970er Jahre-Flair und enge, altmodische "Schleichwege" zwischen den Häusern und Spielplätzen lassen das Viertel anders wirken als die übrigen Gebiete der Stadt. Heimeliger und sicher. Fast wie aus der Zeit gefallen. Ein wenig wie früher, als ich mich mit meinen Freundinnen dort verabredet hatte. Viele von ihnen wohnten nämlich in der Gartenstadt (wofür ich sie gelegentlich beneidete, obwohl wir auch ein großes Grundstück mit Garten hatten). Und merkwürdigerweise hat vieles auch noch denselben Charme. Bisher wurde die Gegend von den Bausünden der 2000er Jahre verschont.


Schee, gell?

 

Natürlich gibt es hier und da auch Neuerungen, die in einer so altmodischen Umgebung dann aber auch erstaunlich massiv und störend ins Auge fallen. Etwa ein kastenförmiger Anbau des kleinen Häuschens von Bekannten, von dessen Interieur ich als Kind entzückt war (ich weiß noch, dass es eine Art eingerahmtes Podest im Wohnzimmer gab, wo gelegentlich Kaffee im kleinen Kreis getrunken wurde). Manchmal würde ich die Häuser meiner inzwischen erwachsenen Freundinnen gern wieder besuchen. Die meisten wohnen allerdings nicht mehr hier, und vielleicht sind auch deren Familien weggezogen, wenngleich ich den Vater einer Freundin noch ab und zu in der Stadt radeln sehe. 

Attraktiv ist die Gartenstadt vermutlich nicht mehr wirklich in ihrer Stetigkeit, die viele vermutlich als spießig bezeichnen würden. Außerdem liegt sie ziemlich steil am Hügel mit teilweise langen Haustreppen und bietet wenig Wohnraum, dafür mehr Grünflächen, mit denen der moderne Mensch nicht mehr viel anfangen kann oder will. 




In meinem Viertel wohnen mittlerweile sehr viele Migrantenfamilien, was vielleicht auch einer von mehreren Gründen dafür ist, dass ein hässlicher Betonklotz nach dem anderen hochgezogen und das, was ich von früher kannte, plattgemacht wird. Alles sieht seelenlos und grau aus - kein Vergleich mit den schnuckeligen Häusern und dem ewigen Hinterhofcharme der Gartenstadt. Ich hoffe, dass das dort noch lange so bleibt.



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