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Mittwoch, 2. Februar 2022

Saving Mr. Banks (2013) ~ ein Disney der besonderen Art

 Bis gestern war es mir ein Rätsel, warum Tom Hanks als Mr. Banks gerettet werden muss. Von dem Film hatte ich zwar gehört, mich aber nie genauer informiert, um was es geht. Mehr aus Langeweile gab ich ihm dann eine Chance. Und war richtig gerührt von den Schauspielern und der herzerwärmenden Story.

 


Handlung: Seit über zwanzig Jahren versucht Walt Disney (unglaublich authentisch: Tom Hanks) an die Lizenzrechte von "Mary Poppins" der Kinderbuchautorin P. L. Travers (Emma Thompson) heranzukommen, Lieblingslektüre seiner Töchter. Doch die allein in London lebende 60jährige stellt sich stur, bis ihr Agent sie angesichts der finanziellen Lage dazu überredet, nach Los Angeles zu fliegen, um sich wenigstens anzusehen, wie die Verfilmung ihres Buches vorangehen könnte. 

Pamela erweist sich als äußerst britisch für amerikanische Verhältnisse: unterkühlt, starrsinnig und humorlos. Nach einer Woche ist sie mit den Nerven am Ende - ebenso wie der geduldige, aber genauso hartnäckige Onkel Walt, der "Mary Poppins" als Musical verfilmen möchte. Ein No-Go für die Autorin. Auch soll es kein Zeichentrickfilm sein und die Farbe Rot nicht darin vorkommen (!).

Ohne einen Kompromiss zu erzielen, trennt man sich wieder trotz einiger Lichtblicke, die die Autorin nicht überzeugen können. Walt Disney reist ihr nach und besucht sie in England auf eine Tasse Tee, während der die beiden nicht nur Milch und Whisky, sondern sich auch gegenseitig ihr Herz ausschütten - wobei Pamela nicht alles von sich preisgibt; das erfährt nur der Zuschauer aus Rückblenden und erahnt der intuitive Walt mit psychologischem Gespür. 

Als Travers 1964 zur Premiere von "Mary Poppins" erscheint, erleben alle Mitwirkenden eine Überraschung...

 

"Kind sein ist das Wichtigste im Leben!" "Ach nee!"

 

Meinung: Anfangs skeptisch, hat mich die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte mitgerissen und berührt. Sehr schön gemacht waren die Rückblenden in die australische Kindheit der spröden Pamela, die als Mädchen ihren sehr phantasie- und liebevollen Vater (toll: Colin Farrell) vergöttert. Der ist als Direktor einer Bank überfordert und greift immer häufiger zur Flasche. Die verzweifelte Mutter (Ruth "Jane Eyre" Wilson) ruft nach einem von Scham und Existenzangst getriebenen gescheiterten Selbstmordversuch ihre resolute Schwester Ellie auf den Plan, die Ordnung in das familiäre Chaos bringen soll. Dennoch gelingt es nicht, die frühere Harmonie zwischen Travers Goff und seinen vier Mädchen wiederherzustellen. Als die kleine Helen (und spätere Pamela) dem suchtkranken Vater auf dessen Drängen eine Whiskyflasche ins Bett schmuggelt und die Konsequenz einschneidend ist, hadert sie ein Leben lang mit Schuldgefühlen.

 

Mr. Travers Goff aka Mr. Banks

 

  Auch Walt Disney hat Probleme mit seinem Vater Elias, von denen er später erzählt. Und wie Pamela den ihren, liebt er ihn und verzeiht ihm seine Fehler; genau wie die Britin nach der Begegnung mit Disney lernt, ihre eigenen zu verzeihen.

Fazit: Unerwartet tiefsinnig, mit lustigen, traurigen und bittersüßen Momenten, ist "Saving Mr. Banks" eine der besten Disney-Realverfilmungen, die ich je gesehen habe oder erinnere. Der Cast ist überzeugend, wobei mich besonders Tom Hanks positiv überrascht hat. Sein Walt Disney ist genauso, wie man den geschäftstüchtigen Phantast und Tycoon aus Dokumentationen kennt - zwar streng und zielstrebig, aber auch mitfühlend und verständnisvoll. 

 


 

Eine besonders berührende *Beziehung* haben der Chauffeur Ralph (Paul Giamatti) und die "Missus", wie er Pamela Travers nennt. Sie geht nicht in die Tiefe und ist trotzdem fein und eindrucksvoll ausgearbeitet, indem die Autorin ihm bescheinigt, der "einzig nette Amerikaner" zu sein, den sie getroffen hat.

Und auch, wenn ich jetzt schon gespoilert habe, wer der echte Mr. Banks ist, ist der Film nicht nur für Mary Poppins-Kenner eine blitzblanke Empfehlung.


 Bewertung: 💫💫💫💫💫


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