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Samstag, 10. April 2021

2. Leserunde zu "Das Bildnis des Grafen" (06. - 28. April 2021) ~ Teil I

Seit vier Tagen läuft sie, die zweite Leserunde nach 2013 zu meinem ersten Roman auf dem Büchertreff. Nach der anfänglichen Nervosität habe ich tatsächlich immer noch feuchte Hände, wenn ich mich dort einlogge, was - wie ich mir vorgenommen habe - nicht rund um die Uhr der Fall ist. Obwohl es mich oft in den Fingern juckt, reinzulinsen und auch zu reagieren auf Fragen, die sich erst in den folgenden Kapiteln beantworten, versuche ich mich zurückzuhalten.




Insgesamt sind wir sieben Teilnehmerinnen. Zugegeben, ich hatte mir mehr gewünscht, bin aber im Endeffekt zufrieden, dass die Runde überschaubar bleibt. Zumal auch das Tempo nicht immer leicht einzuhalten ist. Vor allem die ersten Kapitel sind sehr lang (ich sagte bestimmt schon an anderer Stelle, dass ich sie heute kürzer halten würde) und vielleicht auch erst mal ein wenig verwirrrend. 

Was mich sehr freut, ist, dass Aufbau und Sprache gut ankommen. Geschichte und Charaktere werden unterschiedlich wahrgenommen; manche finden sie so spannend, dass sie das Tagespensum "überlesen", andere schütteln den Kopf über Valentines "Visionen" und Dr. Renoirs Herangehensweise, seinen jungen Patienten zu therapieren. Suspekt ist den meisten Mallord Grimby, der Gärtner, der sich vertraulich als Hilfe anbietet und dabei fast die Grenzen des Schicklichen überschreitet. Ich war besonders happy über die tolle Resonanz des zweiten Kapitels, in dem die unheimlichen Begebenheiten mit Carrick Escarays Auftauchen als Erwachsener etabliert werden, den nur Valentine sehen und mit ihm sprechen kann. Der Graf hat sogar eine Leserin im Sturm erobert, wenngleich seine Rolle im ganzen Geschehen noch undurchsichtig ist. Aber ganz unter uns - und das ist hoffentlich kein Spoiler - mag ich Carrick auch am liebsten. Deshalb hat es mir besonders gutgetan, zu hören, dass er einen weiteren Fan gewinnen konnte.


 

Es geschieht eher selten, dass ich Romane von mir im Nachhinein noch einmal am Stück durchlese; in der Vorbereitung auf die Leserunde habe ich es getan und merke dann - auch durch das zeitgleiche Lesen und die Meinungen von anderen - wie komplex, aber auch erstaunlich die Geschichte ist. Wie manchmal auch phantastisch, wenn man "nur" einen Kriminalfall vor historischem Hintergrund erwartet. Ich hoffe, die Skepsis bezüglich der "Ungereimtheiten" löst sich gegen Ende bei allen Teilnehmern auf, denn es geht nicht immer realitätsnah zu im Grafen. Realitätsnah im Sinn von dem, was wir kennen. Wer weiß, wie viel uns noch verborgen ist, das wir generell für unmöglich halten. Genau wie man sich lange Zeit nicht vorstellen konnte, dass die Erde rund ist. Wie sagte Hamlet schon zu Horatio: 

"Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als deine Schulweisheit sich träumen lässt" (Zitat William Shakespeare). 


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