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Samstag, 26. Dezember 2015

Vengeance is best served cold ~ Review "Der Graf von Monte Christo" (1979)

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk war der Mehrteiler "Der Graf von Monte Christo" aus dem Jahr 1979, der nun nach langer Zeit der Vergessenheit auf DVD erschienen ist. Über die Feiertage haben wir uns die restaurierte Fassung in vier Teilen angesehen (auch die Originalfassung in sechs Teilen ist enthalten), und ich muss sagen, ich war restlos begeistert. Das leicht unscharfe und krass rotstichige Bild ist genau so gewöhnungsbedürftig wie die etwas billig und zeitgemäß wirkende 1970er Jahre Theaterausstattung, aber das tut der detailgenauen Umsetzung des Romans von Alexandre Dumas keinen Abbruch.





Der Inhalt dürfte Fans von Literaturklassikern hinlänglich bekannt sein, doch da es die immer seltener gibt, hier eine kurze Zusammenfassung:

Der Seemann Edmond Dantès wird während der Verlobung mit seiner Mercedes unter fadenscheinigen Anschuldigungen in Haft genommen und im Chateau d'If eingekerkert. Während seiner vierzehnjährigen Gefangenschaft lernt er den Abbé Faria kennen, mit dem er den Grund seiner Verhaftung rekonstruiert und schließlich - mit Hilfe von Farias Tod - in die Freiheit gelangt. Auf der Insel Monte Cristo findet er einen Schatz, von dem ihm Faria zu Lebzeiten erzählte und der ihn zum reichen Mann und Grafen macht. Fortan beschließt er, unerkannt und bisweilen in Verkleidungen an den Leuten Rache zu üben, die ihm Frau und Freiheit nahmen, aber auch diejenigen zu belohnen, die ihn seinerzeit unterstützt hatten wie den Reeder Morell, der vorhatte, den ersten Offizier Dantès zum Kapitän seines Schiffes zu befördern.

Das Schicksal spielt dem Grafen in die Hände, so scheint es. Durch geschickte Verbindungen und das Aufnehmen geschäftlicher Beziehungen zu seinen Widersachern gelingt es Dantès, seinen Plan mit der Präzision eines Uhrwerks auszuführen ("Heute haben wir den fünften September, 12 Uhr. Ich sehe Sie wieder in einem Monat um die gleiche Zeit").

Am Ende erklärt Mercedes - mittlerweile die Mutter eines erwachsenen Sohnes - sie habe ihn sofort erkannt, sei aber nicht mutig genug gewesen, es einzugestehen. Traurigerweise gibt es für die beiden keine gemeinsame Zukunft mehr.

 


Meinung: Obwohl mir die meisten Schauspieler unbekannt waren, flog mein Herz nach dem ersten Teil sofort dem elegischen, traurig blickenden, wortkargen und oft stoisch wirkenden Grafen zu. Es gibt viele Verfilmungen des Stoffes, der als Fortsetzungsroman von 1844 - 1846 in der Zeitung "Journal" erschien, aber kein Hauptdarsteller erreicht annähernd das Charisma und die tragische Persönlichkeitsveränderung wie sie der französische Schauspieler Jacques Weber zeigt. Einst lebensfroh und optimistisch, zehrt die unverschuldete Gefangenschaft an ihm und das, worum man ihn in dieser Zeit gebracht hat. Dazu kommt ein distanziert aristokratisches, entschlossenes Auftreten und ein Erscheinungsbild, das klischeehaft, aber auch faszinierend ist. Wenn ich mir einen Edelmann visuell vorstellen muss, dann so wie Jacques Weber als Graf von Monte Christo.

Auch ist seine Rache nie blutig oder impulsiv, sondern so geschickt eingefädelt, dass es nicht einmal an Überheblichkeit grenzt, wenn er am Schluss behauptet, er sei ein Werkzeug Gottes gewesen. Alle Widersacher - bis auf den Anführer des Komplotts gegen Edmond - verlieren durch eigenes Verschulden und Versagen ihr Leben. Doch die Veränderung durch die Abmachung mit dem Grafen ist für den habgierigen Bankier Danglars schlimmer als der Tod.




Fazit: Sehenswert für alle Abenteuerfans und Nostalgiefreunde. Es empfiehlt sich übrigens, die unrestaurierte Fassung anzusehen. Sie ist zwar weniger farbenfroh, aber vom Bild besser und augenfreundlicher als die neue Version. Ein Weihnachtsgeschenk, das mitten ins Schwarze getroffen hat!


Bewertung:              






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