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Freitag, 26. Juli 2013

Literarisches Neuland: "Neverwhere / Niemalsland" von Neil Gaiman



Man sollte es ja nicht für möglich halten: *Ich* greife zu einem Fantasy-Roman! Und finde das, was ich bisher gelesen habe, richtig gut! Viele, die meinen Geschmack kennen, wissen, warum das so außergewöhnlich ist: Fantasy ist nicht mein Ding, absolut nicht.

Die mitunter fast hysterische Begeisterung für Harry Potter ist für mich schwer zu verstehen (ein oder zwei Verfilmungen habe ich gesehen, weiß aber nicht mehr, welche Teile, so öde fand ich's - und für hundsgewöhnliche Muggels sprechen die Darsteller ohnehin chinesisch), und vorhersehbare LoveRomanceFantasy à la Twilight geht gar nicht - ich hab's versucht. Eher prügelt man mich zu einer Rosamunde Pilcher-Schmonzette im Zweiten - da gibt es wenigstens tolle Landschaften zu bestaunen, wenn schon kein Anspruch.

Neverwhere scheint ähnlich gestrickt wie Harry Potter. Ob J. K. Rowling sich davon hat inspirieren lassen? Die Frage stellt sich unwillkürlich, nachdem die Eltern des Mädchens Door, das magische Kräfte hat, von dem abgrundtief Bösen ermordet wurden und das nun auch nach dem Leben von Door trachtet, die daraufhin von "London Below" nach "London Above" flüchtet und dort von dem herzensguten, einfach gestrickten Richard Mayhew gefunden wird, für den damit ein unglaubliches Abenteuer beginnt. Auch einen ähnlichen Namen gibt es, der an den fiesen Lord Voldemort erinnert. 

Oder vielleicht folgen beide Autoren ja nur dem klassischen Fantasy-Muster - das kann ich als "Grünschnabel" nicht so genau beurteilen. Und trotzdem fesselt mich die Geschichte. Das liegt diesmal nicht nur an Benedict Cumberbatch, der in einer neuen Hörspielversion von BBC Radio dem Engel Islington eine gewaltige Stimme verleiht (Oh, ihr habt es geahnt, oder? ^^ Spoilerwarnung: Das Video nur anklicken, wer das Buch schon kennt oder dem es eh am A**** vorbeigeht, Bennys Stimme aber nicht... (O;).


 


Neil Gaiman schreibt lebendig und atmosphärisch und mit schaurigen Einschüben, bei denen dem Leser eine Gänsehaut über den Rücken läuft; genauso, wie ich es liebe. Kopfkinomäßig. Und ich mag die Details, mit denen er seinen Figuren Macken und somit Tiefe verleiht. Außerdem ist mir der Protagonist Richard Mayhew mit seiner unfreiwilligen Troll-Sammlung und der Höhenangst bisher total sympathisch. In letzterem konnte ich ihm total nachempfinden - aufgrund meiner Höhenphobie fahre ich nicht einmal mehr in diesen pobeligen Riesenradgondeln, die einem nur bis zum angezogenen Knie reichen. Jaja, man wird nicht jünger...

Was mir ebenfalls gut gefällt an dem Buch, sind die altmodisch-ungewöhnlichen, buchstäblich nach Moder riechenden Aufzüge der Unterweltbewohner und dass viele von ihnen nach bekannten Stadtvierteln und Plätzen Londons benannt sind. Auf so etwas muss man erst mal kommen!

Ab Anfang August werde ich mit anderen Interessierten auf meinem Bücherforum an einer Leserunde über den Roman teilnehmen. Ich muss mich ordentlich zusammenreißen, um nicht voranzupreschen - und ehrlich: Das ist mir noch nie passiert. Schon gar nicht bei Fantasy. Bin sehr gespannt, ob das Buch hält, was es bisher verspricht (Ich habe schon das zweite Kapitel durch. Aber nicht verraten!).








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