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Donnerstag, 14. April 2022

"Das Geheimnis der Schwestern" ~ Victoria Holt

 Dieses Buch hat mich sofort an Daphne Du Mauriers Klassiker "Rebecca" erinnert, und tatsächlich ist es der Geschichte in groben Zügen ähnlich. Die düstere Atmosphäre eines Herrenhauses in Cornwall, mysteriöse Begebenheiten, undurchsichtige Liebesaffären, der Erzählstil und die Protagonistin Favel waren nur einige Gemeinsamkeiten, die mir auf die Schnelle einfallen. Trotzdem oder gerade deshalb fand ich den Roman lesenswert und bis zum Schluss nur in manchen Punkten vorhersehbar. Von dem trashigen 1960er Jahre Cover habe ich mich nicht abschrecken lassen.



Inhalt: Die junge Favel Farington lebt behütet mit ihrem Vater auf Capri, bis eines Tages ein attraktiver Fremder aus Cornwall das Atelier besucht, in dem der Vater seine Kunstwerke verkauft. Roc Pendorric verliebt sich in Favel und nimmt sie als seine Braut mit nach Cornwall, nachdem der Vater bei einem Schwimmunfall stirbt. 

Auf dem sanierungsbedürftigen Pendorric lernt Favel die übrige Familie kennen, die sie mehr oder weniger wohlwollend aufnimmt - besonders die Zwillinge Lowella und Hyson bringen der jungen Braut zwiespältige Gefühle entgegen. Und dann ist da noch das Gerede über Barbarina, Rocs Muttter, die in Pendorric zu Tode stürzte und nun als ruheloser Geist darauf sinnt, dass eine andere ihren Platz einnimmt. Obwohl Favel pragmatisch veranlagt ist und auch die anderen den Spuk als Legende abtun, kann sie bald nicht mehr anders, als ihn ernstzunehmen, denn irgendjemand aus Pendorric scheint es auf ihr Leben abgesehen zu haben. Könnte es Roc selbst sein, der nach Favels Recherchen nicht planlos nach Capri kam, wie er Favel zunächst glauben machte?

Als sie sich als reiche Erbin herausstellt und gemeinsam mit der ernsten Hyson in der Gruft der Pendorrics eingesperrt und nur durch "einen Zufall" geretttet wird, verdichtet sich Favels Argwohn gegen ihren Ehemann, der zudem kein Kind von Traurigkeit ist und Favel mehr als einmal Grund zur Eifersucht und zu Misstrauen gibt mit seinem sonderbaren Verhalten.

 

diego_torres / Pixabay

 

Meinung: Wider Erwarten ("Naja, probieren wir's mal damit") mochte ich das Buch mit seiner dichten, vielschichtigen Geschichte und den überraschenden Wendungen sehr. Der etwas angestaubte, ausführliche Erzählstil ließ Bilder von Landschaften und Personen in meinem Kopf lebendig werden, angefangen vom heißen Italien bis zum windumtosten Cornwall und dessen raue Bewohner, die alle ein wenig versponnen, aber vor allem rätselhaft wirken. 

Auch Favel - charakterlich ein bisschen wie das namenlose Lämmchen aus der schon erwähnten Rebecca - fand ich interessant. Sie lässt sich zwar nicht einschüchtern von den Ereignissen auf Pendorric, ist aber keine toughe Powerfrau und zeigt auch ihre weibliche, verletzliche Seite. Mit Roc, der sich in ihrer Gegenwart charmant, liebevoll und auch leidenschaftlich gibt, weiß sie nicht, woran sie ist, und das weckt Unsicherheit. Ist er auch so bei den anderen Frauen im Dorf, die ihn samt und sonders anhimmeln? Und hat er es nur auf ihren Reichtum abgesehen, von dem Favel selbst nichts ahnte, als die beiden heirateten? Irgendwann verdächtigt sie ihn gar des Mordes an ihrem geliebten Vater. Wenn da nicht noch andere wären, die Grund hätten, Favel aus dem Weg zu räumen, um die Legende von Pendorric weiterleben zu lassen...

Fazit: Spannend, ein bisschen unheimlich und lebendig erzählt, hat mich "Das Geheimnis der Schwestern" gut unterhalten. Die Kapitel waren ein wenig zu lang, aber das ist mein einziger Kritikpunkt; vielleicht ging mir der Schluss etwas zu schnell, doch alles in allem kann ich den Roman allen empfehlen, die Cornwall, Spukgeschichten und tragisch verflochtene Familienschicksale lieben.


Bewertung: 💫💫💫💫

 

 

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