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Dienstag, 11. Juni 2024

"Durchbrüche - Von Flügelklammern zu Adlerschwingen" ~ Susanna Hugsinger

Von diesem Buch weiß ich bereits seit seiner Entstehung. Die Autorin ist eine gute Freundin meiner Mutter, die im Buch sogar eine Schlüsselrolle spielt. Als "Susanna" mir die fertige Biografie zum Lesen vorbeibrachte, war ich zunächst ein bisschen verunsichert. Interessierte mich das überhaupt? Und würde ich ehrlich genug sein, meine nicht so positive Meinung bei Nichtgefallen kundzutun? Fragen, die einem bei Autoren und Autorinnen im Bekanntenkreis so durch den Kopf gehen. Doch "Durchbrüche" hat mich wirklich überrascht und von der ersten Seite an gefesselt.

 

congerdesign / Pixabay

Inhalt: In kurzweiligem Stil erzählt Susanna Hugsinger ihr bewegtes Leben von den Nachkriegsjahren bis heute. Ihre Kindheit als jüngste von drei Töchtern und als Liebling des Vaters ist geprägt von katholischer Frömmigkeit und Fürsorge, aber auch vom Hunger nach Anerkennung, mangelndem Selbstbewusstsein und dem Gefühl, nicht frei sein zu dürfen. Deutlich vor Augen geführt wird das der kleinen Susanna, als ihr Vater den jungen Hühnern im Vorgarten Flügelklammern anlegt, damit sie nicht davonfliegen können. 

Als Teenager interessiert sie sich bald für Jungs, in die sie sich oft heftig, aber unglücklich verliebt. Sobald sie einen Partner hat, glaubt Susanna, findet sie den Schlüssel zum Beenden der innerlichen Leere und den Minderwertigkeitskomplexen. Die Suche nach dem Mann fürs Leben führt sie nach etlichen Enttäuschungen zu Volker, dem Vater ihrer zukünftigen Kinder. Anfangs zärtlich und aufmerksam, entpuppt er sich als unberechenbar, manipulierend und psychopathisch. Jahrelang kämpft Susanna um eine "normale" Beziehung, nicht zuletzt der Kinder wegen. Auch ist sie bemüht, den harmonischen Schein der Familie nach außen hin aufrecht zu halten, was sie zusätzlich Kraft kostet und an ihrer Gesundheit zehrt. Ihren Job als Lehrerin macht sie gern, da er sie ablenkt, doch häufig fühlt sie sich auch dort überfordert. Ihre Sinnsuche beschränkt sich nun nicht mehr auf die große Liebe, sondern weitet sich aus in Bereiche der Esoterik, der Reinkarnation und dem Okkultismus. Aber statt Erleichterung bringt jeder Versuch Verwirrung und neu entfachte Ängste.

Nachdem sie feststellt, dass ihre Ehe nicht mehr zu retten ist, reicht sie schweren Herzens die Scheidung ein. Damit sind ihre Probleme jedoch noch lange nicht gelöst - im Gegenteil. Plötzlich wird ihr das Sorgerecht für die geliebten Kinder entzogen. Kann sie sie zurückgewinnen? Und was hat eigentlich Gott mit ihrem Leben zu tun, der sie immer wieder auf ihrem steinigen Weg zu begleiten scheint, obwohl sie sich seit langem von ihm abgewandt hat?

 


Meinung: Spannend wie ein Psychothriller, liest sich "Durchbrüche" mit einer Leichtigkeit, die im krassen Kontrast zu dem steht, was die Autorin schildert. Missbrauch, Minderwertigkeitskomplexe und ein "durchgeknallter" Ehemann sind nicht gerade Themen für ein Feel-Good-Buch. Und doch ist Susanna Hugsingers Buch eine Ermutigung für Menschen, die sich im Hamsterrad gefangen fühlen, denn nach vielen Misserfolgen findet sie einen Weg, der sie nicht enttäuscht. Und die große Liebe. Sogar in zweifacher Ausführung, wenn ich das so sagen darf. Und ganz allmählich werden aus den Flügelklammern Adlerschwingen, wobei sie betont, dass ihre Alltagsherausforderungen zwar nicht unbedingt leichter werden, sie aber einen Hafen in Gott hat und sich endlich komplett angenommen und geliebt fühlt. 

Während eines Besuches erzählte mir "Susanna" einmal, dass sie mit ihrer aufgeschriebenen Biografie das Evangelium, die frohe Botschaft Gottes, verkünden will. Das ist ihr total gut gelungen!

Viele Passagen gingen mir ans Herz; besonders die abenteuerliche und pfiffige Flucht vor dem Ehemann hat mich sehr beeindruckt. Trotz aller Schwierigkeiten verliert Susanna in ihrem Buch nie den Humor, obwohl ihr in den aktuell erlebten Situationen sicherlich nie danach zumute war und sie auch ehrlich zugibt, dass sie oft am Ende ihrer Kräfte war. Trotzdem gibt ihre Biografie Hoffnung und Mut. 

Was mir auch sehr gefallen hat, waren die Beschreibungen der Jahrzehnte. Vor allem die wilden 68er, von denen sie durch Volker und ihrem Beruf eher widerwillig beeinflusst wurde, hat sie toll beschrieben. Da wurde so richtig ein bisschen die Hippie-Ära mit ihrer intellektuellen Revolution gegen Autoritäten lebendig. 

Dass ich die Autorin persönlich kenne, spielt bei meiner Beurteilung des Buches keine Rolle, dem ich begeisterte fünf Sterne gebe. Eine klare Leseempfehlung!

Zur Bestellung des Buches geht es hier: *Klick*


Kevinsphotos / Pixabay

 

 Bewertung: 💫💫💫💫💫