Ehrlich gesagt, bin ich nach vier Jahren intensivem House-Marathon
ein bisschen müde, mir die Serie anzuschauen. Ich sehe mir die Folgen
auf DVD an und denke oft, was es eigentlich war außer dem süßen Aussie Jesse Spencer, das
mich zu einem so großen Fan von "House" gemacht hat. Tatsächlich gibt
es nur noch ganz wenige Folgen, an denen ich nicht rumzumeckern habe -
sei das über den Patient of the Week, die Hauptfiguren oder die
unglaubwürdige Handlung.
Selbst die ersten drei Staffeln -
mit meinem Lieblingsteam Chase, Foreman und Cameron - finden nicht mehr
allzu häufig Gnade vor meinen Augen. Manche Dinge nutzen sich einfach
ab, wenn man sie zu gut kennt.
Gestern allerdings konnte mich eine Folge begeistern, die ich bisher für eher durchschnittlich und überwertet (preisgekrönt) und zu *cleverclever* hielt. Das war die berühmte Folge "Three Stories" (deutscher Titel "Drei Beine") - ein Werk von David Shore The Inventor Himself. Darin muss House als Dozent im Hörsaal auftreten und erzählt den Studenten durch die Blume seine eigene Krankengeschichte, indem er die angehenden Ärzte durch drei verschiedende Szenarien führt und sie rückblickend jedes einzelne diagnostizieren lässt, bis sich die Fälle zu einem einzigen zusammenfügen. Drei Studenten übernehmen übrigens die Rollen seines Teams; etwas, das sehr subtil angedeutet und trotzdem offensichtlich wird.
Die echten Fellows mit Dr. Wilson |
Ich mochte besonders, dass man House in gerade dieser Folge ganz anders erlebt als später - wie eng er noch an sein "Vorbild" Sherlock Holmes angelehnt ist: wahrheitsliebend, wissbegierig, gerade heraus, aber nie absichtlich verletzend. Selbst optisch kommt er dem literarischen Holmes - wie man ihn sich vorstellen könnte - ziemlich nah. Groß, hager, einschüchternd, "Adlernase". Fehlt nur noch der charakteristische Hut und die Pelerine. Und wie zärtlich und beschützend ritterlich er sich seiner großen Liebe Stacy gegenüber verhält, die mittlerweile mit einem anderen verheiratet und für House unwiderruflich verloren ist, wirkt hoffnungslos romantisch und fast schon kitschig, wenn man an die siebte und achte Staffel denkt.
Irgendwie hatte Hugh Laurie in der ersten Staffel für mich den größten Sex-Appeal, weil er so britisch, lässig und unprätentiös war, ohne Armani-Sakko und auf jugendlich getrimmten Mittfünfziger. Vielleicht lag es auch daran, dass ich immer dachte, dass House im Grunde ein sensibler Typ ist, dem die Menschen nicht gleich sind, selbst wenn es so den Anschein hat. In der ersten Staffel war das - im Gegensatz zu den späteren - noch sehr gut zu merken.
In "Three Stories" fällt mir auch auf, was für ein brillanter Schauspieler Hugh Laurie ist. Hat er die letzten Staffeln von House eher gelangweilt, lustlos und manieriert absolviert, so zeigt er in dieser Folge als Patient eine echte Glanzleistung und porträtiert House außerdem nicht als eindimensionalen Kindskopf, sondern mit einem hohen Maß an Sympathie seiner Figur gegenüber.
Ein paar beeindruckende technische Gimmicks gibt es auch - unerwartete
Kameraschnitte und Überblendungen, die sicherlich zum Kultstatus und
Erfolg der Episode beigetragen haben, ebenso wie die wirklich recht
verwirrende Handlung, die man nicht einmal nach dem zweiten Anschauen
völlig versteht. Beim dritten Mal vielleicht. Aber das macht ein fantastischer Hugh Laurie wieder wett.
Bildquelle: fanpop
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen